Von einem eher als Kurzreise zu bezeichnenden Aufenthalt in Gran Canaria zurückgekehrt, bin ich heilfroh:
auch 5 Sterne Hotels können einfach nur Massentourismus sein.
Eine Kurzgeschichte habe ich geschrieben, die ich noch überarbeiten werde und - wenn ich sie nicht woanders loswerde - hier veröffentliche.
Ansonsten beschäftige ich mich gerade mit der Erstellung meiner neuen Homepage - mal sehen , was vom Kurs Onlinejournalismus noch übrig geblieben ist.
Donnerstag, 19. November 2009
Samstag, 31. Oktober 2009
Krimi für fantasievolles Einschlafen oder auch nicht
Das Auto
Gabriela Stock , kaufmännische Angestellte, führte seit über 10 Jahren die Buchhaltung eines mittelständischen Kraftfahrzeugunternehmens, in dem Autos aller Art repariert und von den 30 Mitarbeitern umsorgt wurden. Klein, mit zierlichen Händen und Füßen, war sie im Laufe ihrer 35 Lebensjahre rundlicher geworden, als es ihrer Körpergröße angemessen war. Ihre braunen, durch häufige Dauerwellen strapazierten Haare lehnten es schon lange ab sich in eine Frisur zwängen zu lassen und standen flusig um ihren Kopf ab, was Gabriela noch runder erscheinen ließ. Ihre weiten, braunen Kleider hüllten sie formlos ein, bedrängten dafür aber nicht Bauch und Magen, wenn sie sich einen ihrer geliebten Negerküsse einverleibte, die sie bereits früh morgens mit Vorfreude auf ihren Schreibtisch stellte. Für ihre Kollegen war Gabriela so lange, dass sie nicht mehr darüber nachdachten, die braune Maus der Buchhaltung. Nur Fremden fielen in seltenen Fällen ihre mandelförmigen, grauen Augen auf, die allerdings leicht traurig in die Welt schauten, und der sinnliche Kußmund, der beim noch seltener gewordenen Lachen perfekte, weiße Zähne enthüllte. Da sie ordentlich und unverdrossen fleißig arbeitete, störte es niemanden, dass sie Späßen und kollegialem Frohsinn aus dem Wege ging.
„Sie ist doch von ihrem Mann verlassen worden“, hieß es dann. „Die Ärmste wurde nicht schwanger und er wollte unbedingt ein Kind – es lag eben an ihr, dass er sich scheiden ließ.“ Dass sie in Gegenwart von jungen Männern zu kleinmädchenhaftem Getue neigte, fiel niemandem mehr auf, weil keiner einen Grund hatte, auf sie zu achten. Es umgab sie eine Aura von resignierter Trübseligkeit, auf die eben keiner scharf war.
Gabriela lebte seit sieben Jahren allein mit ihrem Vater in dessen kleinem Haus in einer ehemaligen Kleingartensiedlung im Süden Berlins.
Anton Stock, ehemals Mechaniker in einer Fabrik für mechanisches Spielzeug, hatte noch während seines Arbeitslebens begonnen, selbst mechanisches Spielzeug zu erfinden und herzustellen. Leider war sein Arbeitgeber nie bereit gewesen ihm dies abzukaufen und so hatte er Haus und Garten damit dekoriert und gefüllt. Seine Frau war mit dieser Marotte schlechter als die begeisterungsfähige, jugendliche Tochter fertig geworden und vor siebzehn Jahren mit einem Liebeslieder trällernden Musiker durchgebrannt. Vater und Tochter hatten nie wieder von ihr gesprochen, aber Gabriela dachte mitunter wehmütig an die schlanke Erscheinung, die ein erfülltes Liebesleben genießen mochte.
Gabriela konnte ihr nicht übel nehmen, dass sie den ungepflegten alten Sack, wie sie ihren Vater insgeheim oft nannte, verlassen hatte. Sie war nahezu unfähig, in ihm die schlanke muskulöse Erscheinung wiederzuerkennen, die sie vom Hochzeitsbild aus dem Fotoalbum kannte. Da er heute meist unrasiert und nachlässig gekleidet war, übersah sie, dass ihr Vater auch mit siebzig noch eine kraftvolle, durchaus männliche Erscheinung bot.Sie ahnte nicht, dass ihm die Blicke vieler älterer Damen folgten, wenn er allein auf den Straßen Berlins unterwegs war. Sie wusste allerdings auch nicht, dass sein Blick auflebte, sobald er das gemeinsame Heim verließ und da sie ihn selten ansah, bemerkte sie auch nicht die Traurigkeit in seinen Augen, mit der er sie betrachtete. Als Tatmensch verachtete er die Resignation seiner Tochter und ihre zur Schau getragenen Minderwertigkeitsgefühle mehr, als er sie fühlen lassen wollte.
Die Hühner und den kläffenden Hofhund hatte Gabriela zwar inzwischen abgeschafft, aber die schlammigen Wege bei Regen, der muffige Geruch nach alten Möbeln, von denen sich ihr Vater nicht trennen wollte, und das ewige Klirren und Scheppern der Spielzeuge erfüllten das Haus nach wie vor. Jeden Abend, wenn sie nach Hause kam, erschrak sie , weil die Druidenlampe im Flur sich einschaltete und ein Lichtpendel schwingen ließ, zu dem ein monotoner Dreiklang ertönte. In der Küche kämpfte sie mit der Bedienung der sprechenden Eieruhr und im angebauten Wintergarten, wo sie das Abendessen servierte, wurde sie durch die künstlich wippenden Bäume nervös. Den Brunnen mit dem schwingenden Eimerchen, was voll lief , um sich dann mit einem Platsch zu entleeren, hatte sie voriges Jahr kurzerhand seiner Pumpe beraubt, weil sie das dauernde Schwapp verrückt machte. Längst verstand sie nicht mehr, wie sie jemals Freude an dem unnützen Gebastel und Gepäpel ihres Vaters haben konnte, blieb dadurch doch alle tatsächliche Arbeit, die mit einem Haus nun mal verbunden war, an ihr hängen. Und sie schaffte sie nur schlecht und recht. Ihre Nachlässigkeit verstärkte den Eindruck vom Verfall des Anwesens zusätzlich.
Wütend saß sie allein im Wintergarten und wartete auf ihren Vater, der sich besonders von seinem gehegten und gepflegten Lieblingsspielzeug schwer trennen konnte. Jeden Abend rief ihn Gabriela mindestens dreimal zum Essen und das ging ihr unheimlich auf die Nerven. Der alte Saab Baujahr 1970, ein Cabrio und Erinnerung an frühere Zeiten, war sein liebstes Kind. Gabriela konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er in Gegenwart des Saabs James Bond Allüren pflegte. Einfach lächerlich! War ihr Vater nach dem dritten Ruf und trotz scheppernder Fensterscheiben noch nicht erschienen, machte sie sich manchmal auf den Weg zur Garage, weil er das gar nicht leiden konnte. Mit gerafften Röcken stapfte sie die sandige Einfahrt entlang und freute sich auf seinen unangenehm überraschten Gesichtsausdruck. Meist entschuldigte er sich dann schuldbewusst, dass er die Zeit vergessen habe, weil er noch gar nicht hungrig sei. Und sie wisse ja, dass er leider schwer höre. Stets komplimentierte er sie eilig aus der Garage hinaus, als hüte er einen Schatz. Misstrauisch nutzte Gabriela jede Gelegenheit festzustellen, was er wieder Neues und Teures für dieses unnütze Auto angeschafft hatte, mit dem er sie sowieso nie fahren ließ. Sie musste mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Das chromblitzende, lackglänzende und nach Leder duftende Gefährt benutzte er nur selbst und nur , wenn er wochentags Ausflüge mit einem seiner ehemaligen Kollegen machte. Sonntags waren ihm zu viele Sonntagsfahrer unterwegs, die eine Beule hätten verursachen können. Gabriela hasste ihn dafür, dass er nie daran dachte, ihre ereignislosen Wochenenden mit einer Überlandfahrt zu verschönern. Aber er schien der Ansicht, dass ihre Wochenenden mit notwendiger Gartenarbeit, dem Putz des Hauses und der sonntäglichen Fernsehnacht bei ein paar Martinis hinreichend erfüllt waren.
Während er beim Klappern ihrer Stricknadeln vorm Bildschirm zu schnarchen begann, bemühte sich Gabriela ihre Sehnsucht nach einem Mann zu unterdrücken. Zum Teil mündete das des Nachts in erotische, erregte Träume über diverse Hauptdarsteller eben gesehener Filme. Leider verflog das Lächeln, mit dem sie nach einer solchen Nacht morgens erwachte, sehr schnell, spätestens neben der Eieruhr und dem Wiegenlieder intonierenden Toaster.
Jede zweite Woche oder so lud ihr Vater seinen ehemaligen Kollegen zum Abendessen ein, oder auch mal jemanden, den er aus dem Automobilclub der Senioren kannte, in dem er Mitglied war. Gabriela betätigte sich dann als liebende Tochter und gab die Vorstellung des glücklichen Kindes –geziertes Kleinmädchengetue und über- liebevolles Papagesäusel, welches sonst gar nicht ihre Art war. Irgendwie verhöhnte sie damit ihren Vater, denn sie wusste, der Umschwung zur Normalität kühlen Umgangs fiel ihm doppelt schwer.
Sie war von bitterem Hass gegen ihn erfüllt und nahm im persönlich übel, dass er der einzige Mensch in ihrem Leben war, auf dessen Gegenwart sie sich verlassen konnte. Sie hasste es, für ihn zu sorgen, seine Sachen zu waschen und ihre mütterlich- umsichtige Fürsorge mangels eines anderen Gegenstandes der Zuwendung über ihm auszuschütten. Andererseits wusste sie, dass eben das der Grund war, warum sie das väterliche Haus nicht hinter sich ließ und in eine kleine Wohnung zog, die sie sich mit ihrem mittelprächtigen Verdienst leisten konnte. Außerdem ertrug sie ihn, weil er ihr das Haus vererben würde, was jetzt schon an die zweihunderttausend Euro Wert war, weil sie ihr Geld nicht für den täglichen Lebensunterhalt aufbrauchen musste und von einem Leben danach träumen konnte. Als Tochter aus gutem Hause, nicht unvermögend, auf den Malediven in einer kleinen passenden Finka. Dem süßen Nichtstun hingegeben, natürlich mit gutaussehenden Verehrern. Die Zukunftsträume ließen sie die vermeintliche Unbill der Gegenwart ertragen. Wenigstens die Sorge, was später aus ihr werden sollte, wenn sie ganz allein auf der Welt war, ohne einen Anverwandten, die nahm ihr Vater von ihr. Deshalb beschied sie sich mit der Rolle der Putze und Haushälterin. Immerhin hatte sie noch ihre Negerküsse und überhaupt gutes Essen.
Irgendwann fiel ihr in der Werkstatt ihres Betriebes ein junger Mann auf, weil er eine Frage wegen seiner Lohnabrechnung an sie richtete. Da sie die Werkstatträume nie betrat, hätte sie ihn sicher nie entdeckt, aber nun stand er morgens vor ihr.
Seine Stunden waren nicht korrekt abgerechnet worden und es gelang ihr, die Angelegenheit umgehend mit dem Annahmemeister zu klären. Es war nicht ihr Versehen und auch nicht die Schuld von Holger, so hieß der junge Mann. Er war ziemlich groß, breitschultrig und trug einen modisch kurzen Haarschnitt, der sein markantes offenes Gesicht zur Geltung kommen ließ. Und seine hübschen kleinen Ohren. Seine blaugrauen, von dichten und langen, mädchenhaften Wimpern umrahmten Augen. Seinen kräftigen Hals, der wie seine Arme sonnengebräunt schien. Gabriela war fasziniert. Sie konnte ihren Blick kaum losreißen von diesem männlichen Prachtstück, das sich in ihrer Nähe verborgen hatte. Kaum hatte er zufrieden gestellt ihr Büro verlassen, blätterte sie im Computer sein Geburtsdatum nach und seine Adresse. Er war fünf Jahre jünger als sie und wohnte irgendwo in Mitte.
An diesem Nachmittag betrat sie das erste Mal seit Jahren die Werkstatträume.
Nach vierzehn Tagen hatten sich die Kollegen an ihren nun täglichen Rundgang gewöhnt und keiner schaute ihr mehr erstaunt nach. Sie stellte fest, dass Holger ein stiller, zurückhaltender Mann war, arbeitsam und flink. Er machte seine Arbeit besser als die anderen Schrauber und sie bewunderte, dass er von diesen um Rat gefragt wurde, jedes diffizile Problem lösen konnte. Wegen seiner Fähigkeiten war er vor zwei Jahren zum Vorarbeiter befördert worden, nur ein Titel freilich, ohne gehaltsmäßige Mehrvergütung.
Eines Tages fasste sie Mut und sprach ihn an.
„Sag mal, Du scheinst alles zu können? Ich frage mich, warum Du nicht längst als Meister
in der Annahme sitzt. Herr Schwert ist doch schon ziemlich alt und ich habe gehört, dass bald ein Nachfolger für ihn gesucht und eingestellt werden soll. Warum sprichst Du den Chef nicht mal darauf an? Oder soll ich das tun?“
Sie errötete, als seine Augen erstaunt auf ihr ruhten. Langsam richtete er sich auf und ließ das Auto hinter sich, als er zu ihr trat.
„Wieso willst ausgerechnet Du Dich für mich einsetzen?“
Sein Blick war neugierig. Ihr fiel auf, dass er blaugraue Augen mit hellgelben Sprenkeln darin hatte. Irgendwie lustig. Sie war verlegen.
„Ja, ich habe dich beobachtet. Du arbeitest am besten und scheinst die meiste Ahnung von allen zu haben. Jeder bittet Dich um Rat. Ich finde, Du wärst eine gute Wahl. Mit Kunden kommst Du auch sehr gut zurecht.“
Er lachte amüsiert, aber bescheiden. Sie fühlte sich nicht ausgelacht und war erleichtert.
„Leider denkt unser Chef nicht wie du. Ich habe ihn nämlich schon angesprochen. Er ist der Ansicht, dass ich als bester Schrauber mehr Wert für ihn bin. Er will mich hier hinten, wo ich ihm produktiv richtig Geld einbringe. Er meint, er hat genug Leute, die nicht so produktiv sind und die er unterbringen muss. Mit der Neueinstellung musst Du Dich verhört haben. Er wird den nächsten, der nicht mehr viel schafft, dort vorne hin setzen. Außerdem habe ich keinen Meister und das kreidet er mir auch an.“
Gabrielas echtes Interesse an ihm kam bei ihm an. Sie unterhielten sich zukünftig fast jeden Tag und er winkte zurück, wenn sie ihm im Vorbeigehen zuwinkte. Merkwürdigerweise hob das ihr Ansehen bei ihren Kollegen und besonders Kolleginnen. An dem einsetzenden Gemunkel freute sie sich jeden Tag auf dem Nachhauseweg.
Als der Winter vergangen war, beschloss der Chef der Firma, seinen Mitarbeitern eine Dampferfahrt zu spendieren, als Ausgleich für die nicht stattgefundene Weihnachtsfeier.
Gabriela fasste sich ein Herz und fragte Holger, ob er teilnehmen würde. Er musterte sie mit einem langen Blick und nickte schließlich. „Wenn Du auch kommst...“
Sie war glücklich.
Die verbleibenden vier Wochen nutzte sie dazu abzunehmen. Die Negerküsse verschwanden. Zu Hause gab es nur noch in der Mikrowelle kalorienarm Gedünstetes. Die verständnislosen und vorwurfsvollen Blicke ihres Vaters ignorierte sie.
Als das Betriebsfest stattfand, legte sie das erste Mal, seit sie dem Betrieb angehörte, Lippenstift auf. Anstelle ihrer braunen, weiten Kleider trug sie einen roten Hosenanzug, den sie sich in einem Kaufhaus in der Mittagspause ausgekuckt hatte, und Stöckelschuhe, in denen sie kaum auf festem Ufer laufen konnte.
Holger saß natürlich nicht neben ihr und sie beobachtete ihn, wie er mit seinen Arbeitskollegen Bier trank und schwatzte. Lustige Horde, wie sie sich angrinsten und gegenseitig auf die Schultern klopften. Der neue Annahmemeister saß neben Holger- sie schienen sich glänzend zu verstehen. Gabriela begriff das zwar nicht, aber letzten Endes wusste sie, dass Holger ihn ausstechen würde. Sie setzte schließlich ihre Hoffnungen in keinen Dummen.
Als die Feier vorüber war und der Dampfer anlegte, schlüpfte sie zu Holger und bot ihm an, ihn zu seinem Auto zu begleiten und nach Hause zu fahren. Einen Führerschein besaß sie schließlich. Glücklich erwiderte sie seine betrunkenen Annäherungsversuche. Seine Küsse schmeckten nach Bier, auf Gabrielas Zunge jedoch trotzdem süß.
Gabriela steuerte sein Auto, einen großen Wagen, den er sich nur leisten konnte, weil er ihn selbst reparierte konnte und jedes Ersatzteil zum verbilligten Preis erhielt, zu ihrem Haus.
Als er am Sonntagmorgen neben ihr in ihrem Mädchenbett erwachte, hatte sie sich schon zurechtgemacht und ihre Haare frisch gewaschen. Nach einen erquickenden Frühstück ließ er sich überzeugen, dass es im Bett um die Zeit am Schönsten war.
Gabriela war selig.
Von diesem Zeitpunkt an lud sie ihn jede Woche mindestens zweimal ein, den Abend - und die Nacht natürlich - bei ihr zu verbringen. Sie kochte fürstlich für ihn und sparte dafür Haushaltsausgaben ein, wo sie nur konnte. Sie selbst aß an Tagen, zu denen Holger nicht erschien, kaum noch etwas, was sie ihrem Vater gegenüber mit Diäten begründete. Aber auch an dessen Verpflegung zu sparen hielt sie für angemessen. Sein Bier vergaß sie häufig einfach mitzubringen. Stand ein Besuch von Holger an, so füllte sie den Kühlschrank mit Sekt und seinem Lieblingsbier, was er gerne eiskalt trank. Die gekränkten Blicke ihres Vaters ignorierte sie, zum Teil bereiteten sie ihr eine ungeahnte Genugtuung. Was einem Ausdrücken ihres Hasses auf ihn schließlich am nächsten kam, war die beiläufige Bemerkung:
„Holger kommt heute Abend zu mir.“
„Ach“, sagte dann Anton Stock mit leicht zitternder Altmännerstimme.
„Nun, vielleicht kann er ja die nächste Durchsicht an Deinem alten Saab machen. Frag‘ ihn doch mal. Ehe Du Dein Geld einer Werkstatt in den Rachen wirfst, kann er sich doch privat eine Mark nebenbei verdienen. Meinst Du nicht?“
„Eigentlich bin ich mit meiner Werkstatt zufrieden...“
Gabriela zog in solchen Fällen höhnischen die Augenbrauen nach oben und spitzte ihren Kußmund. Sie tat dies oft auch unwillkürlich und hatte sich zuerst unbewusst, dann sehr bewusst angewöhnt, es zu verbergen, indem sie den Kopf züchtig senkte und auf ihrem Kleid ein nicht vorhandenes Staubkorn suchte oder eine Falte glattstrich.
Gabriela Stock , kaufmännische Angestellte, führte seit über 10 Jahren die Buchhaltung eines mittelständischen Kraftfahrzeugunternehmens, in dem Autos aller Art repariert und von den 30 Mitarbeitern umsorgt wurden. Klein, mit zierlichen Händen und Füßen, war sie im Laufe ihrer 35 Lebensjahre rundlicher geworden, als es ihrer Körpergröße angemessen war. Ihre braunen, durch häufige Dauerwellen strapazierten Haare lehnten es schon lange ab sich in eine Frisur zwängen zu lassen und standen flusig um ihren Kopf ab, was Gabriela noch runder erscheinen ließ. Ihre weiten, braunen Kleider hüllten sie formlos ein, bedrängten dafür aber nicht Bauch und Magen, wenn sie sich einen ihrer geliebten Negerküsse einverleibte, die sie bereits früh morgens mit Vorfreude auf ihren Schreibtisch stellte. Für ihre Kollegen war Gabriela so lange, dass sie nicht mehr darüber nachdachten, die braune Maus der Buchhaltung. Nur Fremden fielen in seltenen Fällen ihre mandelförmigen, grauen Augen auf, die allerdings leicht traurig in die Welt schauten, und der sinnliche Kußmund, der beim noch seltener gewordenen Lachen perfekte, weiße Zähne enthüllte. Da sie ordentlich und unverdrossen fleißig arbeitete, störte es niemanden, dass sie Späßen und kollegialem Frohsinn aus dem Wege ging.
„Sie ist doch von ihrem Mann verlassen worden“, hieß es dann. „Die Ärmste wurde nicht schwanger und er wollte unbedingt ein Kind – es lag eben an ihr, dass er sich scheiden ließ.“ Dass sie in Gegenwart von jungen Männern zu kleinmädchenhaftem Getue neigte, fiel niemandem mehr auf, weil keiner einen Grund hatte, auf sie zu achten. Es umgab sie eine Aura von resignierter Trübseligkeit, auf die eben keiner scharf war.
Gabriela lebte seit sieben Jahren allein mit ihrem Vater in dessen kleinem Haus in einer ehemaligen Kleingartensiedlung im Süden Berlins.
Anton Stock, ehemals Mechaniker in einer Fabrik für mechanisches Spielzeug, hatte noch während seines Arbeitslebens begonnen, selbst mechanisches Spielzeug zu erfinden und herzustellen. Leider war sein Arbeitgeber nie bereit gewesen ihm dies abzukaufen und so hatte er Haus und Garten damit dekoriert und gefüllt. Seine Frau war mit dieser Marotte schlechter als die begeisterungsfähige, jugendliche Tochter fertig geworden und vor siebzehn Jahren mit einem Liebeslieder trällernden Musiker durchgebrannt. Vater und Tochter hatten nie wieder von ihr gesprochen, aber Gabriela dachte mitunter wehmütig an die schlanke Erscheinung, die ein erfülltes Liebesleben genießen mochte.
Gabriela konnte ihr nicht übel nehmen, dass sie den ungepflegten alten Sack, wie sie ihren Vater insgeheim oft nannte, verlassen hatte. Sie war nahezu unfähig, in ihm die schlanke muskulöse Erscheinung wiederzuerkennen, die sie vom Hochzeitsbild aus dem Fotoalbum kannte. Da er heute meist unrasiert und nachlässig gekleidet war, übersah sie, dass ihr Vater auch mit siebzig noch eine kraftvolle, durchaus männliche Erscheinung bot.Sie ahnte nicht, dass ihm die Blicke vieler älterer Damen folgten, wenn er allein auf den Straßen Berlins unterwegs war. Sie wusste allerdings auch nicht, dass sein Blick auflebte, sobald er das gemeinsame Heim verließ und da sie ihn selten ansah, bemerkte sie auch nicht die Traurigkeit in seinen Augen, mit der er sie betrachtete. Als Tatmensch verachtete er die Resignation seiner Tochter und ihre zur Schau getragenen Minderwertigkeitsgefühle mehr, als er sie fühlen lassen wollte.
Die Hühner und den kläffenden Hofhund hatte Gabriela zwar inzwischen abgeschafft, aber die schlammigen Wege bei Regen, der muffige Geruch nach alten Möbeln, von denen sich ihr Vater nicht trennen wollte, und das ewige Klirren und Scheppern der Spielzeuge erfüllten das Haus nach wie vor. Jeden Abend, wenn sie nach Hause kam, erschrak sie , weil die Druidenlampe im Flur sich einschaltete und ein Lichtpendel schwingen ließ, zu dem ein monotoner Dreiklang ertönte. In der Küche kämpfte sie mit der Bedienung der sprechenden Eieruhr und im angebauten Wintergarten, wo sie das Abendessen servierte, wurde sie durch die künstlich wippenden Bäume nervös. Den Brunnen mit dem schwingenden Eimerchen, was voll lief , um sich dann mit einem Platsch zu entleeren, hatte sie voriges Jahr kurzerhand seiner Pumpe beraubt, weil sie das dauernde Schwapp verrückt machte. Längst verstand sie nicht mehr, wie sie jemals Freude an dem unnützen Gebastel und Gepäpel ihres Vaters haben konnte, blieb dadurch doch alle tatsächliche Arbeit, die mit einem Haus nun mal verbunden war, an ihr hängen. Und sie schaffte sie nur schlecht und recht. Ihre Nachlässigkeit verstärkte den Eindruck vom Verfall des Anwesens zusätzlich.
Wütend saß sie allein im Wintergarten und wartete auf ihren Vater, der sich besonders von seinem gehegten und gepflegten Lieblingsspielzeug schwer trennen konnte. Jeden Abend rief ihn Gabriela mindestens dreimal zum Essen und das ging ihr unheimlich auf die Nerven. Der alte Saab Baujahr 1970, ein Cabrio und Erinnerung an frühere Zeiten, war sein liebstes Kind. Gabriela konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er in Gegenwart des Saabs James Bond Allüren pflegte. Einfach lächerlich! War ihr Vater nach dem dritten Ruf und trotz scheppernder Fensterscheiben noch nicht erschienen, machte sie sich manchmal auf den Weg zur Garage, weil er das gar nicht leiden konnte. Mit gerafften Röcken stapfte sie die sandige Einfahrt entlang und freute sich auf seinen unangenehm überraschten Gesichtsausdruck. Meist entschuldigte er sich dann schuldbewusst, dass er die Zeit vergessen habe, weil er noch gar nicht hungrig sei. Und sie wisse ja, dass er leider schwer höre. Stets komplimentierte er sie eilig aus der Garage hinaus, als hüte er einen Schatz. Misstrauisch nutzte Gabriela jede Gelegenheit festzustellen, was er wieder Neues und Teures für dieses unnütze Auto angeschafft hatte, mit dem er sie sowieso nie fahren ließ. Sie musste mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Das chromblitzende, lackglänzende und nach Leder duftende Gefährt benutzte er nur selbst und nur , wenn er wochentags Ausflüge mit einem seiner ehemaligen Kollegen machte. Sonntags waren ihm zu viele Sonntagsfahrer unterwegs, die eine Beule hätten verursachen können. Gabriela hasste ihn dafür, dass er nie daran dachte, ihre ereignislosen Wochenenden mit einer Überlandfahrt zu verschönern. Aber er schien der Ansicht, dass ihre Wochenenden mit notwendiger Gartenarbeit, dem Putz des Hauses und der sonntäglichen Fernsehnacht bei ein paar Martinis hinreichend erfüllt waren.
Während er beim Klappern ihrer Stricknadeln vorm Bildschirm zu schnarchen begann, bemühte sich Gabriela ihre Sehnsucht nach einem Mann zu unterdrücken. Zum Teil mündete das des Nachts in erotische, erregte Träume über diverse Hauptdarsteller eben gesehener Filme. Leider verflog das Lächeln, mit dem sie nach einer solchen Nacht morgens erwachte, sehr schnell, spätestens neben der Eieruhr und dem Wiegenlieder intonierenden Toaster.
Jede zweite Woche oder so lud ihr Vater seinen ehemaligen Kollegen zum Abendessen ein, oder auch mal jemanden, den er aus dem Automobilclub der Senioren kannte, in dem er Mitglied war. Gabriela betätigte sich dann als liebende Tochter und gab die Vorstellung des glücklichen Kindes –geziertes Kleinmädchengetue und über- liebevolles Papagesäusel, welches sonst gar nicht ihre Art war. Irgendwie verhöhnte sie damit ihren Vater, denn sie wusste, der Umschwung zur Normalität kühlen Umgangs fiel ihm doppelt schwer.
Sie war von bitterem Hass gegen ihn erfüllt und nahm im persönlich übel, dass er der einzige Mensch in ihrem Leben war, auf dessen Gegenwart sie sich verlassen konnte. Sie hasste es, für ihn zu sorgen, seine Sachen zu waschen und ihre mütterlich- umsichtige Fürsorge mangels eines anderen Gegenstandes der Zuwendung über ihm auszuschütten. Andererseits wusste sie, dass eben das der Grund war, warum sie das väterliche Haus nicht hinter sich ließ und in eine kleine Wohnung zog, die sie sich mit ihrem mittelprächtigen Verdienst leisten konnte. Außerdem ertrug sie ihn, weil er ihr das Haus vererben würde, was jetzt schon an die zweihunderttausend Euro Wert war, weil sie ihr Geld nicht für den täglichen Lebensunterhalt aufbrauchen musste und von einem Leben danach träumen konnte. Als Tochter aus gutem Hause, nicht unvermögend, auf den Malediven in einer kleinen passenden Finka. Dem süßen Nichtstun hingegeben, natürlich mit gutaussehenden Verehrern. Die Zukunftsträume ließen sie die vermeintliche Unbill der Gegenwart ertragen. Wenigstens die Sorge, was später aus ihr werden sollte, wenn sie ganz allein auf der Welt war, ohne einen Anverwandten, die nahm ihr Vater von ihr. Deshalb beschied sie sich mit der Rolle der Putze und Haushälterin. Immerhin hatte sie noch ihre Negerküsse und überhaupt gutes Essen.
Irgendwann fiel ihr in der Werkstatt ihres Betriebes ein junger Mann auf, weil er eine Frage wegen seiner Lohnabrechnung an sie richtete. Da sie die Werkstatträume nie betrat, hätte sie ihn sicher nie entdeckt, aber nun stand er morgens vor ihr.
Seine Stunden waren nicht korrekt abgerechnet worden und es gelang ihr, die Angelegenheit umgehend mit dem Annahmemeister zu klären. Es war nicht ihr Versehen und auch nicht die Schuld von Holger, so hieß der junge Mann. Er war ziemlich groß, breitschultrig und trug einen modisch kurzen Haarschnitt, der sein markantes offenes Gesicht zur Geltung kommen ließ. Und seine hübschen kleinen Ohren. Seine blaugrauen, von dichten und langen, mädchenhaften Wimpern umrahmten Augen. Seinen kräftigen Hals, der wie seine Arme sonnengebräunt schien. Gabriela war fasziniert. Sie konnte ihren Blick kaum losreißen von diesem männlichen Prachtstück, das sich in ihrer Nähe verborgen hatte. Kaum hatte er zufrieden gestellt ihr Büro verlassen, blätterte sie im Computer sein Geburtsdatum nach und seine Adresse. Er war fünf Jahre jünger als sie und wohnte irgendwo in Mitte.
An diesem Nachmittag betrat sie das erste Mal seit Jahren die Werkstatträume.
Nach vierzehn Tagen hatten sich die Kollegen an ihren nun täglichen Rundgang gewöhnt und keiner schaute ihr mehr erstaunt nach. Sie stellte fest, dass Holger ein stiller, zurückhaltender Mann war, arbeitsam und flink. Er machte seine Arbeit besser als die anderen Schrauber und sie bewunderte, dass er von diesen um Rat gefragt wurde, jedes diffizile Problem lösen konnte. Wegen seiner Fähigkeiten war er vor zwei Jahren zum Vorarbeiter befördert worden, nur ein Titel freilich, ohne gehaltsmäßige Mehrvergütung.
Eines Tages fasste sie Mut und sprach ihn an.
„Sag mal, Du scheinst alles zu können? Ich frage mich, warum Du nicht längst als Meister
in der Annahme sitzt. Herr Schwert ist doch schon ziemlich alt und ich habe gehört, dass bald ein Nachfolger für ihn gesucht und eingestellt werden soll. Warum sprichst Du den Chef nicht mal darauf an? Oder soll ich das tun?“
Sie errötete, als seine Augen erstaunt auf ihr ruhten. Langsam richtete er sich auf und ließ das Auto hinter sich, als er zu ihr trat.
„Wieso willst ausgerechnet Du Dich für mich einsetzen?“
Sein Blick war neugierig. Ihr fiel auf, dass er blaugraue Augen mit hellgelben Sprenkeln darin hatte. Irgendwie lustig. Sie war verlegen.
„Ja, ich habe dich beobachtet. Du arbeitest am besten und scheinst die meiste Ahnung von allen zu haben. Jeder bittet Dich um Rat. Ich finde, Du wärst eine gute Wahl. Mit Kunden kommst Du auch sehr gut zurecht.“
Er lachte amüsiert, aber bescheiden. Sie fühlte sich nicht ausgelacht und war erleichtert.
„Leider denkt unser Chef nicht wie du. Ich habe ihn nämlich schon angesprochen. Er ist der Ansicht, dass ich als bester Schrauber mehr Wert für ihn bin. Er will mich hier hinten, wo ich ihm produktiv richtig Geld einbringe. Er meint, er hat genug Leute, die nicht so produktiv sind und die er unterbringen muss. Mit der Neueinstellung musst Du Dich verhört haben. Er wird den nächsten, der nicht mehr viel schafft, dort vorne hin setzen. Außerdem habe ich keinen Meister und das kreidet er mir auch an.“
Gabrielas echtes Interesse an ihm kam bei ihm an. Sie unterhielten sich zukünftig fast jeden Tag und er winkte zurück, wenn sie ihm im Vorbeigehen zuwinkte. Merkwürdigerweise hob das ihr Ansehen bei ihren Kollegen und besonders Kolleginnen. An dem einsetzenden Gemunkel freute sie sich jeden Tag auf dem Nachhauseweg.
Als der Winter vergangen war, beschloss der Chef der Firma, seinen Mitarbeitern eine Dampferfahrt zu spendieren, als Ausgleich für die nicht stattgefundene Weihnachtsfeier.
Gabriela fasste sich ein Herz und fragte Holger, ob er teilnehmen würde. Er musterte sie mit einem langen Blick und nickte schließlich. „Wenn Du auch kommst...“
Sie war glücklich.
Die verbleibenden vier Wochen nutzte sie dazu abzunehmen. Die Negerküsse verschwanden. Zu Hause gab es nur noch in der Mikrowelle kalorienarm Gedünstetes. Die verständnislosen und vorwurfsvollen Blicke ihres Vaters ignorierte sie.
Als das Betriebsfest stattfand, legte sie das erste Mal, seit sie dem Betrieb angehörte, Lippenstift auf. Anstelle ihrer braunen, weiten Kleider trug sie einen roten Hosenanzug, den sie sich in einem Kaufhaus in der Mittagspause ausgekuckt hatte, und Stöckelschuhe, in denen sie kaum auf festem Ufer laufen konnte.
Holger saß natürlich nicht neben ihr und sie beobachtete ihn, wie er mit seinen Arbeitskollegen Bier trank und schwatzte. Lustige Horde, wie sie sich angrinsten und gegenseitig auf die Schultern klopften. Der neue Annahmemeister saß neben Holger- sie schienen sich glänzend zu verstehen. Gabriela begriff das zwar nicht, aber letzten Endes wusste sie, dass Holger ihn ausstechen würde. Sie setzte schließlich ihre Hoffnungen in keinen Dummen.
Als die Feier vorüber war und der Dampfer anlegte, schlüpfte sie zu Holger und bot ihm an, ihn zu seinem Auto zu begleiten und nach Hause zu fahren. Einen Führerschein besaß sie schließlich. Glücklich erwiderte sie seine betrunkenen Annäherungsversuche. Seine Küsse schmeckten nach Bier, auf Gabrielas Zunge jedoch trotzdem süß.
Gabriela steuerte sein Auto, einen großen Wagen, den er sich nur leisten konnte, weil er ihn selbst reparierte konnte und jedes Ersatzteil zum verbilligten Preis erhielt, zu ihrem Haus.
Als er am Sonntagmorgen neben ihr in ihrem Mädchenbett erwachte, hatte sie sich schon zurechtgemacht und ihre Haare frisch gewaschen. Nach einen erquickenden Frühstück ließ er sich überzeugen, dass es im Bett um die Zeit am Schönsten war.
Gabriela war selig.
Von diesem Zeitpunkt an lud sie ihn jede Woche mindestens zweimal ein, den Abend - und die Nacht natürlich - bei ihr zu verbringen. Sie kochte fürstlich für ihn und sparte dafür Haushaltsausgaben ein, wo sie nur konnte. Sie selbst aß an Tagen, zu denen Holger nicht erschien, kaum noch etwas, was sie ihrem Vater gegenüber mit Diäten begründete. Aber auch an dessen Verpflegung zu sparen hielt sie für angemessen. Sein Bier vergaß sie häufig einfach mitzubringen. Stand ein Besuch von Holger an, so füllte sie den Kühlschrank mit Sekt und seinem Lieblingsbier, was er gerne eiskalt trank. Die gekränkten Blicke ihres Vaters ignorierte sie, zum Teil bereiteten sie ihr eine ungeahnte Genugtuung. Was einem Ausdrücken ihres Hasses auf ihn schließlich am nächsten kam, war die beiläufige Bemerkung:
„Holger kommt heute Abend zu mir.“
„Ach“, sagte dann Anton Stock mit leicht zitternder Altmännerstimme.
„Nun, vielleicht kann er ja die nächste Durchsicht an Deinem alten Saab machen. Frag‘ ihn doch mal. Ehe Du Dein Geld einer Werkstatt in den Rachen wirfst, kann er sich doch privat eine Mark nebenbei verdienen. Meinst Du nicht?“
„Eigentlich bin ich mit meiner Werkstatt zufrieden...“
Gabriela zog in solchen Fällen höhnischen die Augenbrauen nach oben und spitzte ihren Kußmund. Sie tat dies oft auch unwillkürlich und hatte sich zuerst unbewusst, dann sehr bewusst angewöhnt, es zu verbergen, indem sie den Kopf züchtig senkte und auf ihrem Kleid ein nicht vorhandenes Staubkorn suchte oder eine Falte glattstrich.
Donnerstag, 22. Oktober 2009
Kurzgeschichte Der Hund , geschrieben 2000 im April
Im Süden von Berlin gibt es einige schöne Fleckchen Erde, wo das brandenburgische Flachland von unzähligen kleinen Wasserläufen und zum Teil künstlichen Seen, sogenannten Kiesgruben durchbrochen ist. Schon zu früheren Zeiten pflegten sich die vermögenden Berliner bei Lust und Laune in die Randbezirke ihrer tosenden Stadt zurückzuziehen. Große und kleine Villen und vornehme Landhäuser entstanden in weitläufigen Gärten und teilweise auf parkähnlichen Anwesen. Den Dörfern rings um die Stadt ging es ohne Absatzprobleme ebenfalls gut. Man könnte von einer harmonischen Symbiose sprechen, die Stadt und Land hier eingegangen waren.
Nach dem zweiten Weltkrieg blieb hier die Zeit ein halbes Jahrhundert stehen, bis der zwischenzeitlich verlorengegangene Eindruck von Wohlhabenheit und Gediegenheit in die vernachlässigen südlichen Randbezirke zurückkehrte. Was zu retten war, wurde teuer wieder rekonstruiert, vor die Hunde Gegangenes wurde kurzerhand abgerissen und durch möglichst Prächtiges ersetzt. Bei der Bebauung brachliegender Gärten wurden keine Kosten gescheut.
Maria und Georg Höppner hatten in den letzten Jahren eine Menge Geld verdient. Sie handelten mit preisgünstigen Möbeln, die einfach jeder haben wollte.
Ihr Unternehmen war aus einem kleinen Familienbetrieb hervorgegangen ; die Gewinne flossen munter auf ihr gemeinsames Konto. Bei dem vielen Geld hätten sie sich etwas wirklich Schönes leisten können, wenn sie schon in ländlich angehauchter Gegend wohnen wollten. Statt dessen kauften sie eine alte Klinkersteinvilla, die in den zwanziger Jahren entstanden war. Das Haus an sich war gar nicht so scheußlich, wenn sie seinen Stil respektiert hätten. In einem riesigen Garten gelegen, weitab von den nächsten Nachbarn, hatte es etwas Verwunschenes. Leider bewies Georg Höppner dafür gar keinen Blick und machte sich kurzerhand daran, das Gebäude nach seinen Vorstellungen in ein Prunkschloß zu verwandeln. Er baute Türmchen und Erker an, setzte eine Unmenge dorinthischer Säulen, die Balkone trugen, vor die Grundmauern, schuf weitläufige Terrassen aus poliertem Granitstein und verputzte zum Schluß das so verzierte Gebäude mit pinkfarbenem Beton. An der lauschigen Stelle des verschwiegenen Gartenhäuschens kauerten wuchtig drei mit Funkfernbedienungen für ihre großflächigen Stahltore ausgestattete Garagen. Die halbherzig vorgetragene Überlegung Marias, das romantische Gartenhäuschen zu erhalten und in eine entlegene Ecke des Gartens umzusetzen, wischte er rigoros beiseite:
„ Wir sind doch moderne Menschen, Maria. Falsch verstandene Romantik hätte uns nicht halb so weit gebracht. Im Grunde Deines Herzens weißt Du das auch. Außerdem achtet Dein Männe nur auf Deine Bequemlichkeit.“
Maria zuckte in solchen Fällen die Schultern und dachte, daß er wahrscheinlich wie immer Recht habe. In den langen Jahren des Zusammenlebens und – arbeitens hatte sie sich angewöhnt, in ihrem Mann den Chef zu sehen. Sie setzte seiner Geschmacklosigkeit nichts weiter entgegen, da er sein Versprechen auf einen beheizten Swimmingpool – natürlich fiel er bombastisch aus samt Sonnenterrasse und kleiner Cocktailbar - sowie den Anbau eines persönlichen Ateliers für sie im Erdgeschoss erfüllte. Die riesigen Panoramafenster des Ateliers gaben den Blick auf ein letztes verbliebenes Fleckchen Rasen vor dem Haus frei und auf einen von Maria sorgsam gehegten Kräutergarten.
Die Höppners waren jedoch keine unsympathischen Neureichen! Beide machten kein Aufheben von dem vielen Geld, das sie verdienten. Daß frühere Freundschaften in die Brüche gegangen waren, lag nicht an ihnen, sondern meist am Neid der, die es nicht „geschafft“ hatten.
Ihre liebenswürdige, offene Art hatte ihnen einige Bekanntschaften erhalten, die das einfach zu schätzen wußten. Von Zeit zu Zeit, so alle zwei Monate, gaben sie eine Party, bei der es hoch her ging. Dazwischen lebten sie relativ zurückgezogen für sich allein. Genaugenommen wußten sie mit ihrem vielen Geld, das sie verdient hatten, nichts anzufangen. Sie waren nicht einmal sehr glücklich damit.
Maria war eine großgewachsene, echte Blondine mit dünnen Haaren, die trotz bester Dauerwelle immer etwas gerupft aussah. Sie hatte eine durchscheinend blasse Haut mit unzähligen Sommersprossen und zum Teil offener Akne, die sie selbst mit 40 Jahren nur mit dicken Make up Schichten verdecken konnte. Ihre kornblumenblauen Augen waren groß, wie die einer Barbiepuppe. Die breiten Schultern verrieten die ehemalige Leichtathletin, ihr Becken die Geburt ihrer zwei Kinder. Sie betonte oft, daß sie durch ihre harte Arbeit leider zu spät mit Fitneß und Gymnastik angefangen habe, sich damit aber wenigstens ihre schmale Taille zurück erobert.
Georg war ein massiger Mann von nahezu zwei Meter Körpergröße. Die Rettungsringe, die er um seine Taille herum zu sammeln anfing, ließen ihn noch wuchtiger erscheinen und die geschorenen, millimeterkurzen Haare erweckten einen leicht brutalen Eindruck, der seinem Wesen nicht entsprach. Von den 130 Kilo, die er gut auf die Waage brachte, waren dreißig zu viel, wie ihm seine Frau mitunter schelmisch zu verstehen gab. Er war drei Monate älter als sie.
„Wenn Du so weitermachst, Liebling“, gurrte sie , „kannst Du mit meiner Beweglichkeit bald nicht mehr Schritt halten...“ Georg pflegte sich dann mit einem Pfeifchen in schweigendem Protest in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen.
Dafür, daß sie zwanzig Ehejahre miteinander verbracht hatten, kamen sie erstaunlich gut miteinander aus. Daß ihre Leidenschaft füreinander in den letzten Jahren vergangen war, hatten sie über der vielen Arbeit gar nicht recht mitbekommen. Über schwindende Liebe nachzudenken, gab es weder Veranlassung noch Zeit. Da sie lange verheiratet waren, gingen sie beide logisch davon aus, daß sie sich immer noch liebten. Jedenfalls war ihr Sexleben ungezwungener geworden, nachdem beide Kinder aus dem Haus waren : der eine Sohn in den USA zum Studium, der andere im Internat. Daß sie es jetzt nicht mehr so häufig taten wie am Anfang, schob Maria auf Georgs überflüssige Pfunde und leichtes Schwitzen, und Georg bildete sich ein, seiner Schuldigkeit ihr gegenüber in genau dem gewünschten Maß nachzukommen. Er hielt Maria in dieser Hinsicht nicht für sehr temperamentvoll und war überzeugt, ihr nichts wegzunehmen, ja eigentlich einen Gefallen zu tun, wenn er drei bis viermal im Monat seine frühere Sekretärin bevorzugte. Außerdem konnte er es sich finanziell mehr als leisten und war sicher, daß Maria nicht hinter ihm her schnüffelte. Er war überzeugt, daß es sie nicht mal interessieren würde, was er mit dem ihm zustehenden Vermögen machte. Schließlich ging es ihr hervorragend.
Die Umwelt hielt sie für ein perfektes Paar, wenn Georg im großen BMW vorüber brauste oder Maria im kleineren Cabrio gleicher Marke Shopping fuhr. Eben auch da schienen sie den gleichen Geschmack zu haben.
Beide hatten keinerlei Anlaß, unglücklich zu sein. Sie hatten Geld, waren gesund und vor allem hatten sie endlich Zeit.
Niemand hätte vermutet, daß sie nicht rundherum glücklich waren, denn niemand wußte von der Ziellosigkeit, die ihr Leben ergriffen hatte.
Georg hatte aufgegeben, sich in seiner Firma behaupten zu wollen, weil er Manns genug war zuzugestehen, daß sein vor drei Jahren eingestellter Geschäftsführer die Dinge besser im Griff hatte und dessen Entscheidungen flexibler den vielfältigen Umständen entsprechend in wesentlich kürzerer Zeit alles im Fluß hielten.
Maria war weder in der Buchhaltung, die sie in den Gründerjahren, wie sie kokett jubelte, ganz allein geschmissen hatte, noch im Haushalt mehr nötig.
Beide hatten das erreicht, wovon so viele täglich träumen und außerdem noch alle Zeit der Welt. Das Geld vermehrte sich ohne sie, die Firma gedieh prächtig ohne ihre tätliche Mitwirkung und zu Hause war auch alles tipptopp ohne ihr Zutun.
Infolgedessen beschäftigte sich Maria mit Bildhauerei, deshalb auch das Atelier.
Georg hatte seine Leidenschaft für Technik an seinem Computer geschult , surfte tage- und nächtelang durchs Internet und liebte es, mit wichtigem Gesicht wohlwollend durch seine Möbelhäuser zu paradieren.
Beide hatten keinen ersichtlichen Grund unglücklich zu sein, aber irgendwie waren sie es.
Inmitten ihrer selbstgeschaffenen Herrlichkeit litten sie grollend und verständnislos am fehlenden Glücksgefühl. Sie konnten nicht begreifen, wieso sie sich nicht zufriedener und besser fühlten, wo doch alles so prima lief. Sie warteten auf ein Ereignis, auf das Glück um der Ecke, auf die Erlösung vom täglichen Einerlei.
Eines Tages unternahm Georg am frühen Abend seine tägliche Gartenbegehung. Mit wachem Auge musterte er die Resultate der Pflegearbeiten des Gärtners und begutachtete aufmerksam das Wachstum der Küchenkräuter: Basilikum gedieh prächtig, ebenso Garten- und Kapuzinerkresse. Der Salbei ließ noch zu wünschen übrig, auch das Schöllkraut, welches Maria mitunter auf ihre schmerzenden Augen legte, wenn sie zu lange im Abendlicht ihres Ateliers gearbeitet hatte, war noch nicht richtig fett. Da er viel von ermutigenden Worten hielt, redete er eine Weile mit den Pflanzen.
Maria, die ihn aus einem der Atelierfenster zufällig erspäht hatte, brach in wildes Gekicher aus. Sie mußte eine Weile wegschauen, um sich wieder zu fangen. Als sie ihre Blicke erneut auf Georg richten wollte, war er verschwunden.. Erstaunt trat sie nahe ans Fenster und erblickte ihn weit vorne, am Gartenzaun, wo er ebenfalls auf irgendetwas einredete. Neugierig trat sie aus einer Seitentür in den Garten hinaus und machte sich zu ihm auf den Weg. Erst als sie neben ihm stand, gaben die Berberitzenhecken ihr den Blick auf einen ausgemergelten Hund frei.
„Kuck Dir das an“, rief Georg , sich Marias Nähe bewußt werdend. „Der ist vollkommen verwahrlost, dieser Streuner. Da bläst ja der Wind durch die Rippen. Wir sollten ihm ein paar Stücken Schweinebraten von heute mittag geben, was meinst du? Dann kann er sich wenigstens gegen Rowdies behaupten.“ Er lachte über seine eigene Gutmütigkeit.
Maria betrachtete den Hund, der klapperdürr mit verfilztem Fell und hängenden Ohren traurig ihren Blick erwiderte. Er war fast so groß wie ein Kalb und hatte Ähnlichkeit mit einer Dogge, obwohl sein Brustkorb dazu zu breit war. Straff spannte sich das dünne Fell über den mächtigen Knochen.
„Was hindert uns daran?“ sagte sie und ging zum Tor. „Na Hund, möchtest Du herein kommen? Ich verspreche dir einen ruhigen Abend mit schönem Freßchen, was meinst du?“ Sie sprach leise und ihre Stimme schwankte ein wenig.
Der Hund legte seinen Kopf schief und musterte aufmerksam ihr Gesicht. Maria hielt das Tor einladend geöffnet. Nach kurzem Zögern schlich er hindurch. Vor Schwäche wankte er ein wenig auf seinen riesigen Pfoten.
„Den ganzen Abend muß er ja vielleicht nicht gerade hier bleiben“ , maulte Georg. „Der hat doch bestimmt Flöhe und Läuse. Ich hab keine Lust morgen selbst einige davon spazieren zu tragen.“
„Ja,ja“, entgegnete Maria gelangweilt. „Er soll ja nicht in Deinem Bett schlafen, alter Meckeronkel.“
Eilig lief sie hinter dem Hund her, der schnurstracks den Weg zum Haus eingeschlagen hatte.
Mitleidvoll redete sie mit mütterlicher Stimme auf ihn ein, wenn er ab und zu stehenblieb und sie vergewissernd ansah, ob er sich wirklich erwünscht fühlen sollte. Keiner von beiden drehte sich nach Georg um, dem der Hund eigentlich seine Entdeckung zu verdanken hatte, und der leicht beleidigt, betont langsam hinter drein schritt.
In den nächsten Tagen kümmerte sich das Ehepaar mit vereinten Kräften um den Hund. Dank Marias Sorge erhielt er von allem, was auf den Tisch kam, seinen Anteil. Zusätzlich verfügte er bereits am zweiten Abend seines Einzugs über einen Designerfreßnapf aus Nirostastahl, garantiert mehrere Hundeleben überdauernd, wie der Verkäufer der Tierhandlung Maria versicherte. Georg gab ihm abends, amüsiert über die aufmerksamen Blicke des Tieres, eine kleine Silberschüssel voll Bier von seiner Leib- und Magensorte ab. Vorm Zubettgehen gewöhnte er sich an, mit dem Hund einen kurzen Spaziergang zu machen. Benny, so nannten sie ihn kurzerhand, offenbarte rasch all seine hervorragenden und edlen Anlagen. Das Kurzhaarfell schimmerte bald seidig und faßte sich wie der teuerste Samt an. Seine Rippen verschwanden unter sich regenerierenden Muskelpaketen. Seine Augen erhielten Glanz und sein Blick wurde selbstsicherer. Er war ein wunderschöner Kraftprotz. Tagsüber lag er fast ununterbrochen bei Maria in ihrem Atelier und behielt sie erwartungsvoll im Auge. Zu den Essenszeiten lag er unter dem Tisch, abends am Kamin, in seltenen Fällen wachsam neben dem Zeitung lesenden Georg. Gingen beide zum Essen aus, war er dabei. Wohlerzogen gliederte er sich in ihre Gemeinschaft ein, ohne je ein Bellen oder Knurren von sich zu geben. Das, was für viele Menschen Tiere so unangenehm macht, erledigte er ohne Aufhebens, indem er ab und an über den Zaun setzte und genauso unauffällig wieder da war, als sei nichts gewesen. Da Benny keine Steuermarke getragen hatte und kein Halsband, war Maria nach zwei Tagen der Ansicht, den Hund behalten zu wollen. Georgs Einwände wischte sie ungewohnt entschieden mit einer Handbewegung beiseite.
Nach drei Nächten im Wohnzimmer war Benny der dicke Chinateppich als Nachtlager nicht mehr gut genug. Er folgte Maria in ihr Schlafzimmer. Georg, dessen Schlafraum auf der anderen Seite des gemeinsam benutzten Badezimmers lag, beobachtete das mit mißbilligend zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn.
„Mich hast Du wegen Schnarchens disqualifiziert, aber den Hund willst Du bei Dir schlafen lassen? Das kann’s doch wohl nicht sein, Maria! Ich kann dir jetzt schon sagen, wenn ich Dein Zimmer betrete, dann geht er!“
Maria zog die Augenbrauen hoch. „Ist doch eh selten geworden, findest du nicht“, entgegnete sie schnippisch. Georg verschlug es jede Erwiderung.
Benny musterte ihn von Marias Tür aus und schritt dann gravitätisch über ihre Schwelle.
Georg mußte vor sich selbst ratlos zugeben, daß er eifersüchtig war. Lächerlicherweise lag er allein in seinem großen Bett - was er an früheren Abenden erfreulich gefunden hatte, weil er seine Zeitungen ausbreiten konnte und geruhsam ein Pfeifchen rauchen. Jetzt ärgerte es ihn so, daß er sich nicht mal auf seine geliebte PC- Zeitschrift konzentrieren konnte.
Eingedenk dessen, daß Arbeit die beste Ablenkung gewährleistet, entwickelte er für den nächsten mehrwöchigen Urlaub die computergesteuerte Videoüberwachungsanlage fürs Haus, die er sich schon lange vorstellte. Die Skizzen der Zimmer mit den Installationspunkten der Kameras legte er Maria am Frühstückstisch , der sich bei schönem Wetter auf der Terrasse befand, vor.
„Wenn es Dir Spaß macht“, sagte sie gutmütig, aber uninteressiert und warf schließlich ihm zuliebe einen genaueren Blick darauf. Über die Kamera im Badezimmer grinste sie. Georg grinste zurück. Vielleicht konnte man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und es wurde nebenbei ein housemade Porno inszeniert. Die Verstärkung der Anreize war in seinem Alter nicht verkehrt. Vielleicht machte es dann auch Maria mehr Spaß, dachte er. Sicher, Frauen alterten noch schneller als man selbst, aber eigentlich sah sie auf ihre Art nicht viel schlechter aus als seine junge Gespielin.
Von angenehmen Vorstellungen umfangen, überraschte es ihn, daß sie die Skizze von ihrem Atelier in der Hand zerknüllte.
„Was machst Du?!“ protestierte er empört. „Ich hab‘ doch nicht umsonst Stunden daran gearbeitet!“
„Du kannst ja auch alles so einbauen lassen. Du weißt, ich habe mich nie in Deine Vorhaben eingemischt. Nur mein Atelier verschone bitte mit so einem Ding. Wenn ich schöpferisch tätig sein will, kann ich mich nicht ständig von einem künstlichen Auge beobachten lassen! Schon die Vorstellung nervt.“
Georg wollte zu einer Entgegnung ansetzen, als Benny von einem seiner Ausflüge über den Gartenzaun zurückgekehrt, plötzlich lautlos vor ihrem Frühstückstisch auftauchte. In seinem Maul trug eine tote Katze, deren frisches Blut auf die Terrasse tropfte. Vorsichtig ließ er sie vor Marias Füßen zu Boden gleiten und blickte ihr aufmerksam ins Gesicht. Georg sprang mit einem angeekelten Schrei auf und brüllte den Hund an : „Pfui ist das! Pfui Teufel, Du elender Köter!“
Erschrocken zog Maria ihre Füße , neben denen sich das Blut der toten Katze ausbreitete, an sich. Sie öffnete vor Abscheu den Mund, um in Georgs Lamento einzustimmen, als sie in Bennys Augen blickte. Es war ein Geschenk, ganz klar. Benny meinte es weder böse, noch beabsichtigte er, sie beide zu erschrecken. Er wollte ihr auf seine hundliche Art eine Freude machen, das war’s! Vielleicht war sein früherer Besitzer ein Jäger gewesen. Sie verschluckte das unartikulierte Gezeter, was ihr auf der Zunge gelegen hatte, und schüttelte sich abweisend.
„Nein, nein, Benny“, sagte sie ernsthaft und stieß, sich selbst überwindend, die tote Katze mit der Fußspitze ein Stück von sich. „Ich will keine tote Katze von Dir!“
Mit einem verächtlichen Blick auf den Kadaver erhob sie sich und verließ den Tisch.
„Rat mal, wer jetzt die Bescherung wegräumen darf“, meinte Georg wütend zu dem Hund, der inzwischen begonnen hatte, sorgfältig das Blut seiner Beute aufzulecken.
„Gerade heute, wo die Haushälterin Ausgang hat, kommst Du mit so einem Scheiß hier an!“
Aus erzieherischen Gründen versuchte er dem Hund einen Schlag zu versetzen . Benny entwischte ihm jedoch mit Leichtigkeit und verschwand auf Marias Fährte im Haus. Den ganzen Tag lag er bei ihr im Atelier, während sie an dem alten Entwurf einer Büste des jungen Georg arbeitete. Georg verbrachte den Tag damit, Videokameras zu kaufen und einem Installateur seine Wünsche zu erklären.
Beide hatten den Vorfall fast vergessen, als Benny nach zwei Tagen erneut am Frühstückstisch erschien. Diesmal ließ er ein frisch erlegtes Rehkitz vor Maria auf den Boden gleiten. Wieder musterte er überaus interessiert ihren Gesichtsausdruck. Die Szene wiederholte sich, nur daß diesmal die Haushälterin den nahezu blutleeren Kadaver beseitigen mußte. Georg hatte sich mit einem unguten Gefühl im Bauch zurückgezogen, als Benny anfing, das Blut des Rehkitzes von den Fliesen zu lecken.
Die nächsten Tage vergingen ohne erneute Geschenke Bennys an Maria. Er schien begriffen zu haben, daß er sie damit nicht erfreute. Nach wie vor lag er jeden Tag bei ihr und beobachtete sie bei ihrer Arbeit. Wenn sie ein Nachlassen ihrer Kreativität fühlte, begleitete sie Benny bei ihren Joggingrunden. Mit Georg abends Spazierenzugehen hatte er keine Lust mehr, sondern zog sich pünktlich halb zehn in Marias Schlafzimmer zurück, dessen Tür sie für ihn immer offen stehen ließ.
Eines Abends lag Maria in ihrem wild gemusterten Bademantel, frisch dem Swimmingpool entstiegen, auf der Couch und lackierte ihre Nägel, als Georg sich ihrer Reize bewußt wurde. Er näherte ich ihr und küßte sie in den Nacken..
„Na meine Schöne, wie wär’s? Soll ich dich in Dein Bett tragen?“
Maria lächelte ihn träge an. „Nicht in meines. Du weißt doch, Benny ist schon hoch gegangen. Wir gehen in Dein Zimmer.“
„Soll das heißen, Du verbannst mich aus Deinem Schlafzimmer, weil ein blöder Hund darin pennt?!“
„Ich würde das nicht so kraß formulieren, Liebling. Was soll die Aufregung? Damit tust Du niemandem einen Gefallen. Überhaupt, was ist schon dabei, wenn wir zukünftig in Dein Bett gehen?!“
Obwohl Georg seine Frau nach oben trug und guten Willens war, hatte ihn die kleine Auseinandersetzung so schockiert, daß er nicht konnte. Die tröstenden Worte seiner Frau halfen ihm auch nicht und er lag wach in seinem Bett, als sie gegangen war. Ein unbestimmtes, lächerliches Angstgefühl bemächtigte sich seiner und an Schlaf war nicht zu denken. Der Blick auf die Leuchtziffern seiner Uhr zeigte ihm, daß es 2.22 war. Kopfschüttelnd ging er ins Badezimmer und ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, wusch sich dann das Gesicht. Vielleicht half ihm dieses alte, großmütterliche Hausmittel, sich zu beruhigen. Als er sich abtrocknete, hörte er Benny in Marias Schlafzimmer schnarchen. Wütend schmiß er das Handtuch auf den Fußboden und kroch in sein eigenes Bett zurück. Das wollte er doch mal sehen, ob ein Hund es schaffte, ihn aus dem Schlafzimmer seiner eigenen Frau zu vertreiben. Vielleicht sollte er Bennys Besitzer suchen lassen, eine Anzeige aufgeben. Bildete er es sich ein oder hatte Maria sich verändert, seit der Hund im Haus war? Er bildete es sich nicht ein, nein, nie hätte sie ihm gegenüber früher ihren Willen behaupten wollen. Er schätzte sie als ihm ergebene Ehefrau. Schließlich war er ihr Vertrauen wert. Von einigen Kleinigkeiten abgesehen, die aber sowieso nicht zählten. Ja, er würde eine Annonce in die Zeitung setzen lassen. Mehrere. Solange Maria nichts mitbekam, war das eine hervorragende Idee. Getröstet schlief er ein.
Am nächsten Morgen setzte er seine Idee in die Tat um und verbrachte den Tag damit, den Installateur bei der Verkabelung der Videoüberwachungsanlage zu beaufsichtigen. Anschließend programmierte er einen Probelauf von Mitternacht bis Mitternacht des übernächsten Tages. Unbewußt hatte er diese Zeitspanne gewählt, weil er selbst am kommenden Morgen für zwei Tage zu einer Möbelmesse fahren wollte. Mal sehen, was in seiner Abwesenheit so geschah – nein, er wollte Maria nicht überwachen, so ein Gedanke hätte ihm fern gelegen. Es hatte ihn nie interessiert, was sie trieb, solange alles in Ordnung schien, wenn er da war.
Abends, als sie schon im Bett war und er drei Whisky intus hatte, fühlte er sich unternehmungslustig. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr doch noch mal beweisen zu wollen, daß es sich gestern nur um einen kleinen Lapsus gehandelt hatte. Auf der Treppe zögerte er kurz, schließlich wollte er nichts tun, was ihr nicht angenehm war. Aber mußte er denn jedes Mal um Erlaubnis fragen? Was waren bloß für Sitten bei ihnen eingerissen, besonders seit der Hund im Haus war, war ihm das klar geworden!
Vor Marias geschlossener Tür blieb er stehen. Immerhin schon fünf vor zwölf.
„Maria? Ich bin’s , Georg. Dein Mann.“
Er fand sich albern. Wer sollte es wohl sonst sein. So attraktiv war seine Frau nun auch wieder nicht mehr, daß sie mehrere Verehrer haben konnte. Die Zeiten waren wohl längst vorbei.
Er schüttelte den Kopf. Was war nur mit ihm los?
„Maria, ich wollte doch noch mal zu Dir kommen. Ich komm‘ rein.“
Entschlossen drückte er die Klinke nieder. Die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Hatte sie etwa abgeschlossen? Nein, unmöglich. Das hatte sie noch nie. Außerdem steckte der Schlüssel von außen. Wie konnte er das übersehen?
Er drückte noch mal gegen die Tür, aber sie bewegte sich auch unter dem Einsatz seiner 130 kg nicht. Irgendetwas schien sie zu blockieren und Georg achtete nicht mehr auf Zurückhaltung, sondern ließ sich mit Wucht dagegen fallen.
„Maria?!!“
Ein tiefes, überaus drohendes Knurren ertönte. Benny schien vor der Tür zu liegen und sie zu versperren. Georg vernahm das dunkle Grollen in dessen mächtiger Kehle und vor seinem Auge erschienen in rascher Abfolge die Bilder der toten Katze und des blutenden Rehkitz. Er heulte auf vor Schreck.
Gleich darauf wurde die Tür von Maria aufgerissen.
„Bist Du übergeschnappt, so einen mörderischen Krach zu veranstalten?! Nicht nur, daß Du mich aufweckst, Benny hat auch geschlafen. Was ist nur in Dich gefahren?“
Mit aufgerissenen Augen und wirren Haaren starrte Georg sie an. Ihr Blick war kühl und selbstbeherrscht, distanziert konnte man das auch nennen. Mitleid blitzte jetzt darin auf. An ihr vorbei schauend konnte er den Hund erkennen, der auf ihrem Bett lag, auf dem Rücken. Seine Pfoten hatte er in die Luft gestreckt und grunzte zufrieden. Lässig plierte er mit einem Auge zu Georg an der Tür hinüber um den Blick gleich wieder abzuwenden, als zähle der gar nicht.
„Ah, ich... ich.... entschuldige bitte. Ich habe wohl schlecht geträumt“, stotterte Georg und wischte sich mit der Hand über die feuchten Augen. „Mir war, als ob – als ob...“
„Du hast Dich mit Deinen Messevorbereitungen wahrscheinlich übernommen, mein Lieber. Bist eben nichts mehr gewöhnt. Geh schlafen. Gute Nacht.“
Sie schloß leise, aber nachdrücklich die Tür. Irrte er sich, oder war ein Hauch Spott in ihren Augen aufgeblitzt?
Georg wankte in sein Zimmer und schlief wie tot, bis ihn der Wecker kurz vor sechs wachklingelte. In Rekordzeit trank er einen Kaffee und zog sich an, ehe er in seinen Wagen sprang, um das Flugzeug zu erreichen. Er beschloß, das merkwürdige nächtliche Ereignis- eigentlich war es ja nicht mal das – seiner Einbildung zuzuschreiben. Überarbeitet, wegen der Videoanlage, genau das war’s . Aber dafür verpaßte er nun nichts mehr. Hinter seinem Rücken konnte nur noch etwas in Marias Atelier geschehen. Ihr Schlafzimmer stand völlig unter seiner Kontrolle, ha-ha.
Aber das war natürlich alles ausgemachter Unsinn. Arme alte Maria, wenn sie wüßte, was er sich zusammenspann! Trotz äußerlicher Ablenkung konnte er die Erinnerung an seinen mitternächtlichen Schrecken und das Gefühl des abgrundtiefen Entsetzens nicht restlos abschütteln. Die beiden Tage vergingen sehr angenehm. Georg dachte erst wieder an sein Heim, als er im Flieger saß.
Schon als er seinen BMW in der Parkgarage des Flughafens auslöste, machte sich zittrige Neugier in ihm breit, was wohl seine vielen Kameras während seiner Abwesenheit aufgezeichnet und für ihn festgehalten hatten. Wenn er das System wirklich während ihres Karibikurlaubes nutzen wollte, war er schließlich als treusorgender Hausvater zu einer Art Qualitätskontrolle verpflichtet.
Zu Hause empfing ihn Maria mit einem anheimelnd gedeckten Tisch. Die Haushälterin hatte seine Lieblingsspeise, grüne Klöße und Schweinebraten mit einer Basilikumsoße zubereitet.
Satt und wohlgelaunt zog er sich früh zurück, mit der Begründung, durch die anstrengenden Verhandlungen auf der Messe müde zu sein.
In seinem Schlafzimmer schaltete er den Computer an und goß sich einen Whisky ein. Bei einem Pfeifchen ließ er die ersten Sequenzen anlaufen. Lustig, Frau R. bei der Hausarbeit zuzusehen. Jetzt wußten sie auch, wieso der Sherry stets alle war. Gründlich konnte man das auch nicht nennen, was sie da herumfuhrwerkte. Eher Umverteilung von Schmutz als dessen Beseitigung. Maria hatte also recht gehabt, daß die Dame besser heute als morgen zu ersetzen war. Nun denn.
Er goß sich einen zweiten Whisky ein. Der größte Teil der Aufzeichnung zeigte leere Räume und er schaltete auf Schnelldurchlauf. Stop. Das war ihm neu.
Maria schien ein neues Modell für eine Skulptur gefunden zu haben! Tatsächlich ein Bild von einem Mannsstück! Wenn er Grund zur Eifersucht suchen würde – aber das war Quatsch. Der hier war höchstens Vierundzwanzig und damit zu jung für sie. Aber ein Glücksfall als Vorlage für einen Adonis: groß und mit einem harmonischen Körperbau gesegnet. Seine in einem warmen Ton gebräunte, straffe und faltenlose Haut spannte sich über kräftigen Knochen und durchtrainierten Muskeln. Goldbraune kurze Locken lagen seidig an seinem Kopf an, wie ein Helm, dessen Farbton ihn an Bennys Fell erinnerte. Ehe der junge Mann in seinem spärlich bekleideten Zustand in Marias Atelier verschwand, strich sein Blick aufmerksam durch den Flur und streifte die Kamera. Georg hatte das Gefühl, er würde ihn ansehen. Wachsam. Eilig ließ er die Aufzeichnungen bis zu Marias Schlafzimmer vorlaufen. In der Dunkelheit konnte er sie nur in ihrem Bett vermuten, aber sie schien eine ruhige Nacht gehabt zu haben. Er bewunderte das Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie am nächsten Morgen aufstand. Eigentlich sah sie für ihr Alter noch erstaunlich gut aus. Er hatte Geschmack bewiesen, schon früher. Eine Weile sah er ihr beim Frühstücken zu, dann beobachtete er, wie sie mit ihrem Wagen fortfuhr. Zog sie sich immer so chic an?
Er suchte den Zeitpunkt ihrer Rückkehr. Shopping, na klar. So viele Tüten konnte nur eine Frau nach Hause schleppen.
Er schüttelte den Kopf. Fast wäre ihm darüber entgangen, daß ihr Modell ihr die Tür öffnete. Unglaublich, daß er den Kerl nicht das Haus betreten gesehen hatte. Oder hatte er die Nacht in Marias Atelier verbracht? Lachend verschwanden die zwei in dem Atelier.
Er bekam Kopfschmerzen. Am liebsten wäre er sofort in das Schlafzimmer seiner Frau gestürzt und hätte sie zur Rede gestellt. Nur ein Blick auf die Uhr und die beschämende Erinnerung an seinen letzten Versuch in ihren Schlafraum vorzudringen, hielt ihn davon ab. Morgen würde er sie zur Rede stellen.
Nach einer unruhigen Nacht in der ihn eifersüchtige Träume heimgesucht hatten, ging er mit mulmigem Gefühl zum Frühstückstisch. Seine Frau empfing ihn lächelnd, Benny neben sich, der seinen Morgenausflug anscheinend hechelnd hinter sich gebracht hatte.
„Du siehst phantastisch aus“, meinte Georg mit schiefem Grinsen. „Das Kleid kenne ich ja gar nicht.“
Er beäugte sie mißtrauisch.
„Tu doch nicht so, als ob Du meine Kleider alle erkennen würdest. Hat Dich doch noch nie interessiert, was ich an hatte“, entgegnete sie abwehrend.
„Man wird doch seiner Frau noch mal ein Kompliment machen dürfen. Wie läuft‘ s denn mit Deiner Arbeit? Hast du ein neues Modell gefunden? Dann brauchst Du Dich nicht mehr mit der Büste von Deinem alten Mann herumquälen“, schloß Georg messerscharf.
Maria lachte. Lachte sie ihn an? In Georgs Ohren klang es eher, als lachte sie ihn aus.
„Stimmt. Hast du den sechsten Sinn entwickelt? Ich habe tatsächlich jemand brauchbares von dieser Künstleragentur geschickt bekommen. Du erinnerst Dich vielleicht nicht, aber ich hatte den Suchauftrag erteilt zu einer Vorlage für eine Skulpturenreihe über göttergleiche Gestalten der Moderne. Sie schickten mir mehrere völlig ungeeignete Typen, bis dann vorgestern ein junger Mann auftauchte, der mir alles Gewünschte zu verkörpern schien. Naja, wir haben uns geeinigt.“
„Geeinigt?“
„Über den Preis, mein Lieber. Du weißt doch, alles hat seinen Preis.“ Sie warf ihm einen lächelnden Blick zu und gab Benny das letzte Stückchen Schinken von ihrem Teller. Er schnappte gierig danach. Georg hatte er nicht beachtet, fiel diesem jetzt auf. Als sei er für ihn nicht vorhanden.
„Und was sagt Benny dazu? He, was hälst Du von dem neuen Modell Deines Frauchens?“
Der Hund warf ihm einen scheelen Blick zu.
Maria erhob sich.
„Was soll er dazu schon sagen? Du müßtest Dich hören ,Georg. Du wirst alt, sieh dich vor.“
Sie lachte silberhell und schlenderte davon in ihr Atelier.
Nach dem zweiten Weltkrieg blieb hier die Zeit ein halbes Jahrhundert stehen, bis der zwischenzeitlich verlorengegangene Eindruck von Wohlhabenheit und Gediegenheit in die vernachlässigen südlichen Randbezirke zurückkehrte. Was zu retten war, wurde teuer wieder rekonstruiert, vor die Hunde Gegangenes wurde kurzerhand abgerissen und durch möglichst Prächtiges ersetzt. Bei der Bebauung brachliegender Gärten wurden keine Kosten gescheut.
Maria und Georg Höppner hatten in den letzten Jahren eine Menge Geld verdient. Sie handelten mit preisgünstigen Möbeln, die einfach jeder haben wollte.
Ihr Unternehmen war aus einem kleinen Familienbetrieb hervorgegangen ; die Gewinne flossen munter auf ihr gemeinsames Konto. Bei dem vielen Geld hätten sie sich etwas wirklich Schönes leisten können, wenn sie schon in ländlich angehauchter Gegend wohnen wollten. Statt dessen kauften sie eine alte Klinkersteinvilla, die in den zwanziger Jahren entstanden war. Das Haus an sich war gar nicht so scheußlich, wenn sie seinen Stil respektiert hätten. In einem riesigen Garten gelegen, weitab von den nächsten Nachbarn, hatte es etwas Verwunschenes. Leider bewies Georg Höppner dafür gar keinen Blick und machte sich kurzerhand daran, das Gebäude nach seinen Vorstellungen in ein Prunkschloß zu verwandeln. Er baute Türmchen und Erker an, setzte eine Unmenge dorinthischer Säulen, die Balkone trugen, vor die Grundmauern, schuf weitläufige Terrassen aus poliertem Granitstein und verputzte zum Schluß das so verzierte Gebäude mit pinkfarbenem Beton. An der lauschigen Stelle des verschwiegenen Gartenhäuschens kauerten wuchtig drei mit Funkfernbedienungen für ihre großflächigen Stahltore ausgestattete Garagen. Die halbherzig vorgetragene Überlegung Marias, das romantische Gartenhäuschen zu erhalten und in eine entlegene Ecke des Gartens umzusetzen, wischte er rigoros beiseite:
„ Wir sind doch moderne Menschen, Maria. Falsch verstandene Romantik hätte uns nicht halb so weit gebracht. Im Grunde Deines Herzens weißt Du das auch. Außerdem achtet Dein Männe nur auf Deine Bequemlichkeit.“
Maria zuckte in solchen Fällen die Schultern und dachte, daß er wahrscheinlich wie immer Recht habe. In den langen Jahren des Zusammenlebens und – arbeitens hatte sie sich angewöhnt, in ihrem Mann den Chef zu sehen. Sie setzte seiner Geschmacklosigkeit nichts weiter entgegen, da er sein Versprechen auf einen beheizten Swimmingpool – natürlich fiel er bombastisch aus samt Sonnenterrasse und kleiner Cocktailbar - sowie den Anbau eines persönlichen Ateliers für sie im Erdgeschoss erfüllte. Die riesigen Panoramafenster des Ateliers gaben den Blick auf ein letztes verbliebenes Fleckchen Rasen vor dem Haus frei und auf einen von Maria sorgsam gehegten Kräutergarten.
Die Höppners waren jedoch keine unsympathischen Neureichen! Beide machten kein Aufheben von dem vielen Geld, das sie verdienten. Daß frühere Freundschaften in die Brüche gegangen waren, lag nicht an ihnen, sondern meist am Neid der, die es nicht „geschafft“ hatten.
Ihre liebenswürdige, offene Art hatte ihnen einige Bekanntschaften erhalten, die das einfach zu schätzen wußten. Von Zeit zu Zeit, so alle zwei Monate, gaben sie eine Party, bei der es hoch her ging. Dazwischen lebten sie relativ zurückgezogen für sich allein. Genaugenommen wußten sie mit ihrem vielen Geld, das sie verdient hatten, nichts anzufangen. Sie waren nicht einmal sehr glücklich damit.
Maria war eine großgewachsene, echte Blondine mit dünnen Haaren, die trotz bester Dauerwelle immer etwas gerupft aussah. Sie hatte eine durchscheinend blasse Haut mit unzähligen Sommersprossen und zum Teil offener Akne, die sie selbst mit 40 Jahren nur mit dicken Make up Schichten verdecken konnte. Ihre kornblumenblauen Augen waren groß, wie die einer Barbiepuppe. Die breiten Schultern verrieten die ehemalige Leichtathletin, ihr Becken die Geburt ihrer zwei Kinder. Sie betonte oft, daß sie durch ihre harte Arbeit leider zu spät mit Fitneß und Gymnastik angefangen habe, sich damit aber wenigstens ihre schmale Taille zurück erobert.
Georg war ein massiger Mann von nahezu zwei Meter Körpergröße. Die Rettungsringe, die er um seine Taille herum zu sammeln anfing, ließen ihn noch wuchtiger erscheinen und die geschorenen, millimeterkurzen Haare erweckten einen leicht brutalen Eindruck, der seinem Wesen nicht entsprach. Von den 130 Kilo, die er gut auf die Waage brachte, waren dreißig zu viel, wie ihm seine Frau mitunter schelmisch zu verstehen gab. Er war drei Monate älter als sie.
„Wenn Du so weitermachst, Liebling“, gurrte sie , „kannst Du mit meiner Beweglichkeit bald nicht mehr Schritt halten...“ Georg pflegte sich dann mit einem Pfeifchen in schweigendem Protest in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen.
Dafür, daß sie zwanzig Ehejahre miteinander verbracht hatten, kamen sie erstaunlich gut miteinander aus. Daß ihre Leidenschaft füreinander in den letzten Jahren vergangen war, hatten sie über der vielen Arbeit gar nicht recht mitbekommen. Über schwindende Liebe nachzudenken, gab es weder Veranlassung noch Zeit. Da sie lange verheiratet waren, gingen sie beide logisch davon aus, daß sie sich immer noch liebten. Jedenfalls war ihr Sexleben ungezwungener geworden, nachdem beide Kinder aus dem Haus waren : der eine Sohn in den USA zum Studium, der andere im Internat. Daß sie es jetzt nicht mehr so häufig taten wie am Anfang, schob Maria auf Georgs überflüssige Pfunde und leichtes Schwitzen, und Georg bildete sich ein, seiner Schuldigkeit ihr gegenüber in genau dem gewünschten Maß nachzukommen. Er hielt Maria in dieser Hinsicht nicht für sehr temperamentvoll und war überzeugt, ihr nichts wegzunehmen, ja eigentlich einen Gefallen zu tun, wenn er drei bis viermal im Monat seine frühere Sekretärin bevorzugte. Außerdem konnte er es sich finanziell mehr als leisten und war sicher, daß Maria nicht hinter ihm her schnüffelte. Er war überzeugt, daß es sie nicht mal interessieren würde, was er mit dem ihm zustehenden Vermögen machte. Schließlich ging es ihr hervorragend.
Die Umwelt hielt sie für ein perfektes Paar, wenn Georg im großen BMW vorüber brauste oder Maria im kleineren Cabrio gleicher Marke Shopping fuhr. Eben auch da schienen sie den gleichen Geschmack zu haben.
Beide hatten keinerlei Anlaß, unglücklich zu sein. Sie hatten Geld, waren gesund und vor allem hatten sie endlich Zeit.
Niemand hätte vermutet, daß sie nicht rundherum glücklich waren, denn niemand wußte von der Ziellosigkeit, die ihr Leben ergriffen hatte.
Georg hatte aufgegeben, sich in seiner Firma behaupten zu wollen, weil er Manns genug war zuzugestehen, daß sein vor drei Jahren eingestellter Geschäftsführer die Dinge besser im Griff hatte und dessen Entscheidungen flexibler den vielfältigen Umständen entsprechend in wesentlich kürzerer Zeit alles im Fluß hielten.
Maria war weder in der Buchhaltung, die sie in den Gründerjahren, wie sie kokett jubelte, ganz allein geschmissen hatte, noch im Haushalt mehr nötig.
Beide hatten das erreicht, wovon so viele täglich träumen und außerdem noch alle Zeit der Welt. Das Geld vermehrte sich ohne sie, die Firma gedieh prächtig ohne ihre tätliche Mitwirkung und zu Hause war auch alles tipptopp ohne ihr Zutun.
Infolgedessen beschäftigte sich Maria mit Bildhauerei, deshalb auch das Atelier.
Georg hatte seine Leidenschaft für Technik an seinem Computer geschult , surfte tage- und nächtelang durchs Internet und liebte es, mit wichtigem Gesicht wohlwollend durch seine Möbelhäuser zu paradieren.
Beide hatten keinen ersichtlichen Grund unglücklich zu sein, aber irgendwie waren sie es.
Inmitten ihrer selbstgeschaffenen Herrlichkeit litten sie grollend und verständnislos am fehlenden Glücksgefühl. Sie konnten nicht begreifen, wieso sie sich nicht zufriedener und besser fühlten, wo doch alles so prima lief. Sie warteten auf ein Ereignis, auf das Glück um der Ecke, auf die Erlösung vom täglichen Einerlei.
Eines Tages unternahm Georg am frühen Abend seine tägliche Gartenbegehung. Mit wachem Auge musterte er die Resultate der Pflegearbeiten des Gärtners und begutachtete aufmerksam das Wachstum der Küchenkräuter: Basilikum gedieh prächtig, ebenso Garten- und Kapuzinerkresse. Der Salbei ließ noch zu wünschen übrig, auch das Schöllkraut, welches Maria mitunter auf ihre schmerzenden Augen legte, wenn sie zu lange im Abendlicht ihres Ateliers gearbeitet hatte, war noch nicht richtig fett. Da er viel von ermutigenden Worten hielt, redete er eine Weile mit den Pflanzen.
Maria, die ihn aus einem der Atelierfenster zufällig erspäht hatte, brach in wildes Gekicher aus. Sie mußte eine Weile wegschauen, um sich wieder zu fangen. Als sie ihre Blicke erneut auf Georg richten wollte, war er verschwunden.. Erstaunt trat sie nahe ans Fenster und erblickte ihn weit vorne, am Gartenzaun, wo er ebenfalls auf irgendetwas einredete. Neugierig trat sie aus einer Seitentür in den Garten hinaus und machte sich zu ihm auf den Weg. Erst als sie neben ihm stand, gaben die Berberitzenhecken ihr den Blick auf einen ausgemergelten Hund frei.
„Kuck Dir das an“, rief Georg , sich Marias Nähe bewußt werdend. „Der ist vollkommen verwahrlost, dieser Streuner. Da bläst ja der Wind durch die Rippen. Wir sollten ihm ein paar Stücken Schweinebraten von heute mittag geben, was meinst du? Dann kann er sich wenigstens gegen Rowdies behaupten.“ Er lachte über seine eigene Gutmütigkeit.
Maria betrachtete den Hund, der klapperdürr mit verfilztem Fell und hängenden Ohren traurig ihren Blick erwiderte. Er war fast so groß wie ein Kalb und hatte Ähnlichkeit mit einer Dogge, obwohl sein Brustkorb dazu zu breit war. Straff spannte sich das dünne Fell über den mächtigen Knochen.
„Was hindert uns daran?“ sagte sie und ging zum Tor. „Na Hund, möchtest Du herein kommen? Ich verspreche dir einen ruhigen Abend mit schönem Freßchen, was meinst du?“ Sie sprach leise und ihre Stimme schwankte ein wenig.
Der Hund legte seinen Kopf schief und musterte aufmerksam ihr Gesicht. Maria hielt das Tor einladend geöffnet. Nach kurzem Zögern schlich er hindurch. Vor Schwäche wankte er ein wenig auf seinen riesigen Pfoten.
„Den ganzen Abend muß er ja vielleicht nicht gerade hier bleiben“ , maulte Georg. „Der hat doch bestimmt Flöhe und Läuse. Ich hab keine Lust morgen selbst einige davon spazieren zu tragen.“
„Ja,ja“, entgegnete Maria gelangweilt. „Er soll ja nicht in Deinem Bett schlafen, alter Meckeronkel.“
Eilig lief sie hinter dem Hund her, der schnurstracks den Weg zum Haus eingeschlagen hatte.
Mitleidvoll redete sie mit mütterlicher Stimme auf ihn ein, wenn er ab und zu stehenblieb und sie vergewissernd ansah, ob er sich wirklich erwünscht fühlen sollte. Keiner von beiden drehte sich nach Georg um, dem der Hund eigentlich seine Entdeckung zu verdanken hatte, und der leicht beleidigt, betont langsam hinter drein schritt.
In den nächsten Tagen kümmerte sich das Ehepaar mit vereinten Kräften um den Hund. Dank Marias Sorge erhielt er von allem, was auf den Tisch kam, seinen Anteil. Zusätzlich verfügte er bereits am zweiten Abend seines Einzugs über einen Designerfreßnapf aus Nirostastahl, garantiert mehrere Hundeleben überdauernd, wie der Verkäufer der Tierhandlung Maria versicherte. Georg gab ihm abends, amüsiert über die aufmerksamen Blicke des Tieres, eine kleine Silberschüssel voll Bier von seiner Leib- und Magensorte ab. Vorm Zubettgehen gewöhnte er sich an, mit dem Hund einen kurzen Spaziergang zu machen. Benny, so nannten sie ihn kurzerhand, offenbarte rasch all seine hervorragenden und edlen Anlagen. Das Kurzhaarfell schimmerte bald seidig und faßte sich wie der teuerste Samt an. Seine Rippen verschwanden unter sich regenerierenden Muskelpaketen. Seine Augen erhielten Glanz und sein Blick wurde selbstsicherer. Er war ein wunderschöner Kraftprotz. Tagsüber lag er fast ununterbrochen bei Maria in ihrem Atelier und behielt sie erwartungsvoll im Auge. Zu den Essenszeiten lag er unter dem Tisch, abends am Kamin, in seltenen Fällen wachsam neben dem Zeitung lesenden Georg. Gingen beide zum Essen aus, war er dabei. Wohlerzogen gliederte er sich in ihre Gemeinschaft ein, ohne je ein Bellen oder Knurren von sich zu geben. Das, was für viele Menschen Tiere so unangenehm macht, erledigte er ohne Aufhebens, indem er ab und an über den Zaun setzte und genauso unauffällig wieder da war, als sei nichts gewesen. Da Benny keine Steuermarke getragen hatte und kein Halsband, war Maria nach zwei Tagen der Ansicht, den Hund behalten zu wollen. Georgs Einwände wischte sie ungewohnt entschieden mit einer Handbewegung beiseite.
Nach drei Nächten im Wohnzimmer war Benny der dicke Chinateppich als Nachtlager nicht mehr gut genug. Er folgte Maria in ihr Schlafzimmer. Georg, dessen Schlafraum auf der anderen Seite des gemeinsam benutzten Badezimmers lag, beobachtete das mit mißbilligend zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn.
„Mich hast Du wegen Schnarchens disqualifiziert, aber den Hund willst Du bei Dir schlafen lassen? Das kann’s doch wohl nicht sein, Maria! Ich kann dir jetzt schon sagen, wenn ich Dein Zimmer betrete, dann geht er!“
Maria zog die Augenbrauen hoch. „Ist doch eh selten geworden, findest du nicht“, entgegnete sie schnippisch. Georg verschlug es jede Erwiderung.
Benny musterte ihn von Marias Tür aus und schritt dann gravitätisch über ihre Schwelle.
Georg mußte vor sich selbst ratlos zugeben, daß er eifersüchtig war. Lächerlicherweise lag er allein in seinem großen Bett - was er an früheren Abenden erfreulich gefunden hatte, weil er seine Zeitungen ausbreiten konnte und geruhsam ein Pfeifchen rauchen. Jetzt ärgerte es ihn so, daß er sich nicht mal auf seine geliebte PC- Zeitschrift konzentrieren konnte.
Eingedenk dessen, daß Arbeit die beste Ablenkung gewährleistet, entwickelte er für den nächsten mehrwöchigen Urlaub die computergesteuerte Videoüberwachungsanlage fürs Haus, die er sich schon lange vorstellte. Die Skizzen der Zimmer mit den Installationspunkten der Kameras legte er Maria am Frühstückstisch , der sich bei schönem Wetter auf der Terrasse befand, vor.
„Wenn es Dir Spaß macht“, sagte sie gutmütig, aber uninteressiert und warf schließlich ihm zuliebe einen genaueren Blick darauf. Über die Kamera im Badezimmer grinste sie. Georg grinste zurück. Vielleicht konnte man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und es wurde nebenbei ein housemade Porno inszeniert. Die Verstärkung der Anreize war in seinem Alter nicht verkehrt. Vielleicht machte es dann auch Maria mehr Spaß, dachte er. Sicher, Frauen alterten noch schneller als man selbst, aber eigentlich sah sie auf ihre Art nicht viel schlechter aus als seine junge Gespielin.
Von angenehmen Vorstellungen umfangen, überraschte es ihn, daß sie die Skizze von ihrem Atelier in der Hand zerknüllte.
„Was machst Du?!“ protestierte er empört. „Ich hab‘ doch nicht umsonst Stunden daran gearbeitet!“
„Du kannst ja auch alles so einbauen lassen. Du weißt, ich habe mich nie in Deine Vorhaben eingemischt. Nur mein Atelier verschone bitte mit so einem Ding. Wenn ich schöpferisch tätig sein will, kann ich mich nicht ständig von einem künstlichen Auge beobachten lassen! Schon die Vorstellung nervt.“
Georg wollte zu einer Entgegnung ansetzen, als Benny von einem seiner Ausflüge über den Gartenzaun zurückgekehrt, plötzlich lautlos vor ihrem Frühstückstisch auftauchte. In seinem Maul trug eine tote Katze, deren frisches Blut auf die Terrasse tropfte. Vorsichtig ließ er sie vor Marias Füßen zu Boden gleiten und blickte ihr aufmerksam ins Gesicht. Georg sprang mit einem angeekelten Schrei auf und brüllte den Hund an : „Pfui ist das! Pfui Teufel, Du elender Köter!“
Erschrocken zog Maria ihre Füße , neben denen sich das Blut der toten Katze ausbreitete, an sich. Sie öffnete vor Abscheu den Mund, um in Georgs Lamento einzustimmen, als sie in Bennys Augen blickte. Es war ein Geschenk, ganz klar. Benny meinte es weder böse, noch beabsichtigte er, sie beide zu erschrecken. Er wollte ihr auf seine hundliche Art eine Freude machen, das war’s! Vielleicht war sein früherer Besitzer ein Jäger gewesen. Sie verschluckte das unartikulierte Gezeter, was ihr auf der Zunge gelegen hatte, und schüttelte sich abweisend.
„Nein, nein, Benny“, sagte sie ernsthaft und stieß, sich selbst überwindend, die tote Katze mit der Fußspitze ein Stück von sich. „Ich will keine tote Katze von Dir!“
Mit einem verächtlichen Blick auf den Kadaver erhob sie sich und verließ den Tisch.
„Rat mal, wer jetzt die Bescherung wegräumen darf“, meinte Georg wütend zu dem Hund, der inzwischen begonnen hatte, sorgfältig das Blut seiner Beute aufzulecken.
„Gerade heute, wo die Haushälterin Ausgang hat, kommst Du mit so einem Scheiß hier an!“
Aus erzieherischen Gründen versuchte er dem Hund einen Schlag zu versetzen . Benny entwischte ihm jedoch mit Leichtigkeit und verschwand auf Marias Fährte im Haus. Den ganzen Tag lag er bei ihr im Atelier, während sie an dem alten Entwurf einer Büste des jungen Georg arbeitete. Georg verbrachte den Tag damit, Videokameras zu kaufen und einem Installateur seine Wünsche zu erklären.
Beide hatten den Vorfall fast vergessen, als Benny nach zwei Tagen erneut am Frühstückstisch erschien. Diesmal ließ er ein frisch erlegtes Rehkitz vor Maria auf den Boden gleiten. Wieder musterte er überaus interessiert ihren Gesichtsausdruck. Die Szene wiederholte sich, nur daß diesmal die Haushälterin den nahezu blutleeren Kadaver beseitigen mußte. Georg hatte sich mit einem unguten Gefühl im Bauch zurückgezogen, als Benny anfing, das Blut des Rehkitzes von den Fliesen zu lecken.
Die nächsten Tage vergingen ohne erneute Geschenke Bennys an Maria. Er schien begriffen zu haben, daß er sie damit nicht erfreute. Nach wie vor lag er jeden Tag bei ihr und beobachtete sie bei ihrer Arbeit. Wenn sie ein Nachlassen ihrer Kreativität fühlte, begleitete sie Benny bei ihren Joggingrunden. Mit Georg abends Spazierenzugehen hatte er keine Lust mehr, sondern zog sich pünktlich halb zehn in Marias Schlafzimmer zurück, dessen Tür sie für ihn immer offen stehen ließ.
Eines Abends lag Maria in ihrem wild gemusterten Bademantel, frisch dem Swimmingpool entstiegen, auf der Couch und lackierte ihre Nägel, als Georg sich ihrer Reize bewußt wurde. Er näherte ich ihr und küßte sie in den Nacken..
„Na meine Schöne, wie wär’s? Soll ich dich in Dein Bett tragen?“
Maria lächelte ihn träge an. „Nicht in meines. Du weißt doch, Benny ist schon hoch gegangen. Wir gehen in Dein Zimmer.“
„Soll das heißen, Du verbannst mich aus Deinem Schlafzimmer, weil ein blöder Hund darin pennt?!“
„Ich würde das nicht so kraß formulieren, Liebling. Was soll die Aufregung? Damit tust Du niemandem einen Gefallen. Überhaupt, was ist schon dabei, wenn wir zukünftig in Dein Bett gehen?!“
Obwohl Georg seine Frau nach oben trug und guten Willens war, hatte ihn die kleine Auseinandersetzung so schockiert, daß er nicht konnte. Die tröstenden Worte seiner Frau halfen ihm auch nicht und er lag wach in seinem Bett, als sie gegangen war. Ein unbestimmtes, lächerliches Angstgefühl bemächtigte sich seiner und an Schlaf war nicht zu denken. Der Blick auf die Leuchtziffern seiner Uhr zeigte ihm, daß es 2.22 war. Kopfschüttelnd ging er ins Badezimmer und ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, wusch sich dann das Gesicht. Vielleicht half ihm dieses alte, großmütterliche Hausmittel, sich zu beruhigen. Als er sich abtrocknete, hörte er Benny in Marias Schlafzimmer schnarchen. Wütend schmiß er das Handtuch auf den Fußboden und kroch in sein eigenes Bett zurück. Das wollte er doch mal sehen, ob ein Hund es schaffte, ihn aus dem Schlafzimmer seiner eigenen Frau zu vertreiben. Vielleicht sollte er Bennys Besitzer suchen lassen, eine Anzeige aufgeben. Bildete er es sich ein oder hatte Maria sich verändert, seit der Hund im Haus war? Er bildete es sich nicht ein, nein, nie hätte sie ihm gegenüber früher ihren Willen behaupten wollen. Er schätzte sie als ihm ergebene Ehefrau. Schließlich war er ihr Vertrauen wert. Von einigen Kleinigkeiten abgesehen, die aber sowieso nicht zählten. Ja, er würde eine Annonce in die Zeitung setzen lassen. Mehrere. Solange Maria nichts mitbekam, war das eine hervorragende Idee. Getröstet schlief er ein.
Am nächsten Morgen setzte er seine Idee in die Tat um und verbrachte den Tag damit, den Installateur bei der Verkabelung der Videoüberwachungsanlage zu beaufsichtigen. Anschließend programmierte er einen Probelauf von Mitternacht bis Mitternacht des übernächsten Tages. Unbewußt hatte er diese Zeitspanne gewählt, weil er selbst am kommenden Morgen für zwei Tage zu einer Möbelmesse fahren wollte. Mal sehen, was in seiner Abwesenheit so geschah – nein, er wollte Maria nicht überwachen, so ein Gedanke hätte ihm fern gelegen. Es hatte ihn nie interessiert, was sie trieb, solange alles in Ordnung schien, wenn er da war.
Abends, als sie schon im Bett war und er drei Whisky intus hatte, fühlte er sich unternehmungslustig. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr doch noch mal beweisen zu wollen, daß es sich gestern nur um einen kleinen Lapsus gehandelt hatte. Auf der Treppe zögerte er kurz, schließlich wollte er nichts tun, was ihr nicht angenehm war. Aber mußte er denn jedes Mal um Erlaubnis fragen? Was waren bloß für Sitten bei ihnen eingerissen, besonders seit der Hund im Haus war, war ihm das klar geworden!
Vor Marias geschlossener Tür blieb er stehen. Immerhin schon fünf vor zwölf.
„Maria? Ich bin’s , Georg. Dein Mann.“
Er fand sich albern. Wer sollte es wohl sonst sein. So attraktiv war seine Frau nun auch wieder nicht mehr, daß sie mehrere Verehrer haben konnte. Die Zeiten waren wohl längst vorbei.
Er schüttelte den Kopf. Was war nur mit ihm los?
„Maria, ich wollte doch noch mal zu Dir kommen. Ich komm‘ rein.“
Entschlossen drückte er die Klinke nieder. Die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Hatte sie etwa abgeschlossen? Nein, unmöglich. Das hatte sie noch nie. Außerdem steckte der Schlüssel von außen. Wie konnte er das übersehen?
Er drückte noch mal gegen die Tür, aber sie bewegte sich auch unter dem Einsatz seiner 130 kg nicht. Irgendetwas schien sie zu blockieren und Georg achtete nicht mehr auf Zurückhaltung, sondern ließ sich mit Wucht dagegen fallen.
„Maria?!!“
Ein tiefes, überaus drohendes Knurren ertönte. Benny schien vor der Tür zu liegen und sie zu versperren. Georg vernahm das dunkle Grollen in dessen mächtiger Kehle und vor seinem Auge erschienen in rascher Abfolge die Bilder der toten Katze und des blutenden Rehkitz. Er heulte auf vor Schreck.
Gleich darauf wurde die Tür von Maria aufgerissen.
„Bist Du übergeschnappt, so einen mörderischen Krach zu veranstalten?! Nicht nur, daß Du mich aufweckst, Benny hat auch geschlafen. Was ist nur in Dich gefahren?“
Mit aufgerissenen Augen und wirren Haaren starrte Georg sie an. Ihr Blick war kühl und selbstbeherrscht, distanziert konnte man das auch nennen. Mitleid blitzte jetzt darin auf. An ihr vorbei schauend konnte er den Hund erkennen, der auf ihrem Bett lag, auf dem Rücken. Seine Pfoten hatte er in die Luft gestreckt und grunzte zufrieden. Lässig plierte er mit einem Auge zu Georg an der Tür hinüber um den Blick gleich wieder abzuwenden, als zähle der gar nicht.
„Ah, ich... ich.... entschuldige bitte. Ich habe wohl schlecht geträumt“, stotterte Georg und wischte sich mit der Hand über die feuchten Augen. „Mir war, als ob – als ob...“
„Du hast Dich mit Deinen Messevorbereitungen wahrscheinlich übernommen, mein Lieber. Bist eben nichts mehr gewöhnt. Geh schlafen. Gute Nacht.“
Sie schloß leise, aber nachdrücklich die Tür. Irrte er sich, oder war ein Hauch Spott in ihren Augen aufgeblitzt?
Georg wankte in sein Zimmer und schlief wie tot, bis ihn der Wecker kurz vor sechs wachklingelte. In Rekordzeit trank er einen Kaffee und zog sich an, ehe er in seinen Wagen sprang, um das Flugzeug zu erreichen. Er beschloß, das merkwürdige nächtliche Ereignis- eigentlich war es ja nicht mal das – seiner Einbildung zuzuschreiben. Überarbeitet, wegen der Videoanlage, genau das war’s . Aber dafür verpaßte er nun nichts mehr. Hinter seinem Rücken konnte nur noch etwas in Marias Atelier geschehen. Ihr Schlafzimmer stand völlig unter seiner Kontrolle, ha-ha.
Aber das war natürlich alles ausgemachter Unsinn. Arme alte Maria, wenn sie wüßte, was er sich zusammenspann! Trotz äußerlicher Ablenkung konnte er die Erinnerung an seinen mitternächtlichen Schrecken und das Gefühl des abgrundtiefen Entsetzens nicht restlos abschütteln. Die beiden Tage vergingen sehr angenehm. Georg dachte erst wieder an sein Heim, als er im Flieger saß.
Schon als er seinen BMW in der Parkgarage des Flughafens auslöste, machte sich zittrige Neugier in ihm breit, was wohl seine vielen Kameras während seiner Abwesenheit aufgezeichnet und für ihn festgehalten hatten. Wenn er das System wirklich während ihres Karibikurlaubes nutzen wollte, war er schließlich als treusorgender Hausvater zu einer Art Qualitätskontrolle verpflichtet.
Zu Hause empfing ihn Maria mit einem anheimelnd gedeckten Tisch. Die Haushälterin hatte seine Lieblingsspeise, grüne Klöße und Schweinebraten mit einer Basilikumsoße zubereitet.
Satt und wohlgelaunt zog er sich früh zurück, mit der Begründung, durch die anstrengenden Verhandlungen auf der Messe müde zu sein.
In seinem Schlafzimmer schaltete er den Computer an und goß sich einen Whisky ein. Bei einem Pfeifchen ließ er die ersten Sequenzen anlaufen. Lustig, Frau R. bei der Hausarbeit zuzusehen. Jetzt wußten sie auch, wieso der Sherry stets alle war. Gründlich konnte man das auch nicht nennen, was sie da herumfuhrwerkte. Eher Umverteilung von Schmutz als dessen Beseitigung. Maria hatte also recht gehabt, daß die Dame besser heute als morgen zu ersetzen war. Nun denn.
Er goß sich einen zweiten Whisky ein. Der größte Teil der Aufzeichnung zeigte leere Räume und er schaltete auf Schnelldurchlauf. Stop. Das war ihm neu.
Maria schien ein neues Modell für eine Skulptur gefunden zu haben! Tatsächlich ein Bild von einem Mannsstück! Wenn er Grund zur Eifersucht suchen würde – aber das war Quatsch. Der hier war höchstens Vierundzwanzig und damit zu jung für sie. Aber ein Glücksfall als Vorlage für einen Adonis: groß und mit einem harmonischen Körperbau gesegnet. Seine in einem warmen Ton gebräunte, straffe und faltenlose Haut spannte sich über kräftigen Knochen und durchtrainierten Muskeln. Goldbraune kurze Locken lagen seidig an seinem Kopf an, wie ein Helm, dessen Farbton ihn an Bennys Fell erinnerte. Ehe der junge Mann in seinem spärlich bekleideten Zustand in Marias Atelier verschwand, strich sein Blick aufmerksam durch den Flur und streifte die Kamera. Georg hatte das Gefühl, er würde ihn ansehen. Wachsam. Eilig ließ er die Aufzeichnungen bis zu Marias Schlafzimmer vorlaufen. In der Dunkelheit konnte er sie nur in ihrem Bett vermuten, aber sie schien eine ruhige Nacht gehabt zu haben. Er bewunderte das Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie am nächsten Morgen aufstand. Eigentlich sah sie für ihr Alter noch erstaunlich gut aus. Er hatte Geschmack bewiesen, schon früher. Eine Weile sah er ihr beim Frühstücken zu, dann beobachtete er, wie sie mit ihrem Wagen fortfuhr. Zog sie sich immer so chic an?
Er suchte den Zeitpunkt ihrer Rückkehr. Shopping, na klar. So viele Tüten konnte nur eine Frau nach Hause schleppen.
Er schüttelte den Kopf. Fast wäre ihm darüber entgangen, daß ihr Modell ihr die Tür öffnete. Unglaublich, daß er den Kerl nicht das Haus betreten gesehen hatte. Oder hatte er die Nacht in Marias Atelier verbracht? Lachend verschwanden die zwei in dem Atelier.
Er bekam Kopfschmerzen. Am liebsten wäre er sofort in das Schlafzimmer seiner Frau gestürzt und hätte sie zur Rede gestellt. Nur ein Blick auf die Uhr und die beschämende Erinnerung an seinen letzten Versuch in ihren Schlafraum vorzudringen, hielt ihn davon ab. Morgen würde er sie zur Rede stellen.
Nach einer unruhigen Nacht in der ihn eifersüchtige Träume heimgesucht hatten, ging er mit mulmigem Gefühl zum Frühstückstisch. Seine Frau empfing ihn lächelnd, Benny neben sich, der seinen Morgenausflug anscheinend hechelnd hinter sich gebracht hatte.
„Du siehst phantastisch aus“, meinte Georg mit schiefem Grinsen. „Das Kleid kenne ich ja gar nicht.“
Er beäugte sie mißtrauisch.
„Tu doch nicht so, als ob Du meine Kleider alle erkennen würdest. Hat Dich doch noch nie interessiert, was ich an hatte“, entgegnete sie abwehrend.
„Man wird doch seiner Frau noch mal ein Kompliment machen dürfen. Wie läuft‘ s denn mit Deiner Arbeit? Hast du ein neues Modell gefunden? Dann brauchst Du Dich nicht mehr mit der Büste von Deinem alten Mann herumquälen“, schloß Georg messerscharf.
Maria lachte. Lachte sie ihn an? In Georgs Ohren klang es eher, als lachte sie ihn aus.
„Stimmt. Hast du den sechsten Sinn entwickelt? Ich habe tatsächlich jemand brauchbares von dieser Künstleragentur geschickt bekommen. Du erinnerst Dich vielleicht nicht, aber ich hatte den Suchauftrag erteilt zu einer Vorlage für eine Skulpturenreihe über göttergleiche Gestalten der Moderne. Sie schickten mir mehrere völlig ungeeignete Typen, bis dann vorgestern ein junger Mann auftauchte, der mir alles Gewünschte zu verkörpern schien. Naja, wir haben uns geeinigt.“
„Geeinigt?“
„Über den Preis, mein Lieber. Du weißt doch, alles hat seinen Preis.“ Sie warf ihm einen lächelnden Blick zu und gab Benny das letzte Stückchen Schinken von ihrem Teller. Er schnappte gierig danach. Georg hatte er nicht beachtet, fiel diesem jetzt auf. Als sei er für ihn nicht vorhanden.
„Und was sagt Benny dazu? He, was hälst Du von dem neuen Modell Deines Frauchens?“
Der Hund warf ihm einen scheelen Blick zu.
Maria erhob sich.
„Was soll er dazu schon sagen? Du müßtest Dich hören ,Georg. Du wirst alt, sieh dich vor.“
Sie lachte silberhell und schlenderte davon in ihr Atelier.
Wroclav war ebenfalls die Reise wert
Im Mai war ich dort, natürlich auch zu einem Match : Wroclav Open.
Hier auf dem Bild erhole ich mich gerade beim Kaffeetrinken.
Ich wurde dort übrigens mangels anderer Open-Ladys ( für eine eigenständige Wertung werden fünf benötigt) bei den Herren, den Schützen, gewertet und in dieser Klasse fünfte. Darüber dabe ich mich sehr gefreut!
Die meisten haben Production geschossen - das mache ich das nächste Mal in Polen auch. Wegen des Spaßfaktors.
Dieses nächste Mal war dann im August diesen Jahres in Krakow. Auch da habe ich ein Video gemacht, welches ich aber erst noch bearbeiten muss.
Also - nächstes Mal....
Hier auf dem Bild erhole ich mich gerade beim Kaffeetrinken.
Ich wurde dort übrigens mangels anderer Open-Ladys ( für eine eigenständige Wertung werden fünf benötigt) bei den Herren, den Schützen, gewertet und in dieser Klasse fünfte. Darüber dabe ich mich sehr gefreut!
Die meisten haben Production geschossen - das mache ich das nächste Mal in Polen auch. Wegen des Spaßfaktors.
Dieses nächste Mal war dann im August diesen Jahres in Krakow. Auch da habe ich ein Video gemacht, welches ich aber erst noch bearbeiten muss.
Also - nächstes Mal....
Frankreich ist auch immer eine Reise Wert
2007 war ich in Frankreich anläßlich der Europameisterschaft IPSC. Es war wunderschön!
Wir hatten ein sehr hübsches kleines Hotel gefunden mit grandiosem Essen natürlich. Die Zimmer waren sauber und ordentlich, aber eher spartanisch. Einige der Höhepunkte der Reise waren für mich die Besichtigung von Avignon, wo ich recht dilettantische Filmaufnahmen machte ( die ich aber mit meinem neuerworbenen Kenntnissen bearbeiten werde und ebenfalls teilweise veröffentlichen), der Besuch eines alten Weincastells und die Entdeckung, dass in Südfrankreich jeder trockene Rot- und Weisswein super gut schmeckt, sowie der Besuch eines kleinen Dorfes mit einem Stierdurchtrieb an einem wunderschönen Sonntagvormittag. Auch diese Aufnahmen muss ich erstmal suchen und zusammenschneiden.
Vielleicht kann ich jemanden inspirieren, sich genau diese Regionen ebenfalls mal anzuschauen.
Ich wäre jedenfalls am liebsten gleich dort hin gezogen.
Wir hatten ein sehr hübsches kleines Hotel gefunden mit grandiosem Essen natürlich. Die Zimmer waren sauber und ordentlich, aber eher spartanisch. Einige der Höhepunkte der Reise waren für mich die Besichtigung von Avignon, wo ich recht dilettantische Filmaufnahmen machte ( die ich aber mit meinem neuerworbenen Kenntnissen bearbeiten werde und ebenfalls teilweise veröffentlichen), der Besuch eines alten Weincastells und die Entdeckung, dass in Südfrankreich jeder trockene Rot- und Weisswein super gut schmeckt, sowie der Besuch eines kleinen Dorfes mit einem Stierdurchtrieb an einem wunderschönen Sonntagvormittag. Auch diese Aufnahmen muss ich erstmal suchen und zusammenschneiden.
Vielleicht kann ich jemanden inspirieren, sich genau diese Regionen ebenfalls mal anzuschauen.
Ich wäre jedenfalls am liebsten gleich dort hin gezogen.
Amerika ist immer eine Reise Wert
Gestern Abend habe ich auf meinem PC einige Bilder (genau gesagt hatte ich damals gute 1200 in knappen 14 Tagen verschossen) gefunden. Für diese Reise, meine dritte nach Amerika, hatte ich mir 2005 extra eine Digitalcamera geliehen. Durch einige falsche Spekulationen war ich seit 2003 völlig pleite . Ich besaß kaum noch etwas. Die Reise konnte ich mir nur leisten, da sie einen sportlichen Hintergrund hatte und ich mit den Kosten nicht allein dastand. Sonst wäre das unmöglich gewesen.
Es ging nach Las Vegas, wo die Shot Show stattfand, dann nach Florida, um an der Florida Open teilzunehmen und in West Palm Beach ein paar alte Freunde zu besuchen.
Heute abend werde ich einige Bilder auswählen und hochladen.
Es ging nach Las Vegas, wo die Shot Show stattfand, dann nach Florida, um an der Florida Open teilzunehmen und in West Palm Beach ein paar alte Freunde zu besuchen.
Heute abend werde ich einige Bilder auswählen und hochladen.
Mittwoch, 21. Oktober 2009
Spekulation mit Aktien
Ebenfalls Spannung pur.
Bei jedem Aktienkauf (auch wenn es sich nur um Minibeträge handelt) erlebe ich es wieder: der Adrenalinspiegel steigt in ungeahnte Höhen, aufmerksam lese ich jede Nachricht über Wirtschaft und Börse sowie das ausgewählte Unternehmen, Letzteres immer auch ein wenig ängstlich, ob ich nicht wieder zu wenig auf die Fundamentaldaten geachtet, möglicherweise die Charttechnik doch nicht richtig verstanden und interpretiert habe.
Insgesamt habe ich festgestellt, dass ich kein Börsianer-Typ bin.
Aber gibt es den so en masse eigentlich?
Mir scheint, dass die Masse der Kleinanleger von den Medien in einen Hype hineingeführt wird und zu spät wieder heraus oder gar nicht.
Schon oft hatte ich mir vorgenommen, mich mit dem Thema näher zu beschäftigen. Auch einen Anfang habe ich gemacht: bei Sharewise.
Wer möchte, kann sich dort kostenlos registrieren und dann Kontakt zu mir aufnehmen und sich meine Watchliste ansehen...und die von vielen anderen natürlich.
Eine sehr empfehlenswerte Sache!
Bei jedem Aktienkauf (auch wenn es sich nur um Minibeträge handelt) erlebe ich es wieder: der Adrenalinspiegel steigt in ungeahnte Höhen, aufmerksam lese ich jede Nachricht über Wirtschaft und Börse sowie das ausgewählte Unternehmen, Letzteres immer auch ein wenig ängstlich, ob ich nicht wieder zu wenig auf die Fundamentaldaten geachtet, möglicherweise die Charttechnik doch nicht richtig verstanden und interpretiert habe.
Insgesamt habe ich festgestellt, dass ich kein Börsianer-Typ bin.
Aber gibt es den so en masse eigentlich?
Mir scheint, dass die Masse der Kleinanleger von den Medien in einen Hype hineingeführt wird und zu spät wieder heraus oder gar nicht.
Schon oft hatte ich mir vorgenommen, mich mit dem Thema näher zu beschäftigen. Auch einen Anfang habe ich gemacht: bei Sharewise.
Wer möchte, kann sich dort kostenlos registrieren und dann Kontakt zu mir aufnehmen und sich meine Watchliste ansehen...und die von vielen anderen natürlich.
Eine sehr empfehlenswerte Sache!
Was es sonst noch zu sagen gibt
Auch das hat mit Spannung zu tun, mit der des Wettkampfes - oft genug nur gegen die Zeit und die eigene Unfähigkeit im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein. Und abzudrücken.
Ein faszinierender Sport, über den noch längst nicht alle Vorurteile ausgeräumt sind.
Ein Sport, der Respekt verlangt von dem, der ihn ausübt, im Umgang mit allem, was dazugehört.
Ein Sport, der ein hohes Maß an Verantwortungsbewußtsein voraussetzt.
Ein Sport, bei dem jeder Einzelkämpfer und Teamplayer zugleich ist.
Mein Freizeitvergnügen Nummer drei
Ein faszinierender Sport, über den noch längst nicht alle Vorurteile ausgeräumt sind.
Ein Sport, der Respekt verlangt von dem, der ihn ausübt, im Umgang mit allem, was dazugehört.
Ein Sport, der ein hohes Maß an Verantwortungsbewußtsein voraussetzt.
Ein Sport, bei dem jeder Einzelkämpfer und Teamplayer zugleich ist.
Mein Freizeitvergnügen Nummer drei
Startschuss
Heute ist mein erster Tag als Neu-Bloggerin.
Ich sitze hier in einem Lehrgang mit dem schönen Thema Online-Journalismus. Nur so zur Info - obwohl es nicht zum Thema des Blogs paßt - : es hat sich gelohnt, den Lehrgang zu besuchen. Nette Dozenten, eine Menge an Neuem, das mit Sicherheit in (fast) jeder Lebenslage zu gebrauchen ist und erst recht in der einer (zukünftigen) Onlinejournalistin. Und in der einer Neu-Bloggerin.
Mein Blog wird Krimis gewidmet sein.
Ein knallhartes Konzept habe ich noch nicht - schließlich ist mir vor feiner halben Stunde erst bewußt geworden, dass das das richtige Thema ist für mich. Dass ich genau das schon immer wollte..
Ich möchte hier nicht schreiben, was ich zum Frühstück gegessen habe (ich esse früh nichts) oder wie ich geschlafen habe. Interessiert das jemanden?
Ich möchte hier meine unveröffentlichten Krimis veröffentlichen.
Vielleicht interessiert das ja jemanden.
Mich würde auf jeden Fall ein Echo / Feedback stark freuen, auch wenn es möglicherweise nicht so positiv ist, wie ich mir das als Verfasserin wünschen würde.
Natürlich sind meine Storys urheberrechtlich geschützt, bitte verwendet sie nur privat und in Zusammenhang mit meinem Namen.
Ich sitze hier in einem Lehrgang mit dem schönen Thema Online-Journalismus. Nur so zur Info - obwohl es nicht zum Thema des Blogs paßt - : es hat sich gelohnt, den Lehrgang zu besuchen. Nette Dozenten, eine Menge an Neuem, das mit Sicherheit in (fast) jeder Lebenslage zu gebrauchen ist und erst recht in der einer (zukünftigen) Onlinejournalistin. Und in der einer Neu-Bloggerin.
Mein Blog wird Krimis gewidmet sein.
Ein knallhartes Konzept habe ich noch nicht - schließlich ist mir vor feiner halben Stunde erst bewußt geworden, dass das das richtige Thema ist für mich. Dass ich genau das schon immer wollte..
Ich möchte hier nicht schreiben, was ich zum Frühstück gegessen habe (ich esse früh nichts) oder wie ich geschlafen habe. Interessiert das jemanden?
Ich möchte hier meine unveröffentlichten Krimis veröffentlichen.
Vielleicht interessiert das ja jemanden.
Mich würde auf jeden Fall ein Echo / Feedback stark freuen, auch wenn es möglicherweise nicht so positiv ist, wie ich mir das als Verfasserin wünschen würde.
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